„Der Austausch mit Studierenden über künstlerische Praxis und Themen ist ein wichtiger Moment für die künstlerische Arbeit”

Ein neuer „Jahrgang“ von drei Künstlerinnen startete im „Dorothea-Erxleben-Programm“ der HBK Braunschweig. Maika Knoblich, Yeogbin Lee und Anna Witt erhalten von 2023 bis 2025 dieses Stipendium, das – gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur – der künstlerischen Nachwuchsförderung dient. Die Stipendiatinnen beteiligen sich im Rahmen dieses Stipendiums an der Lehre und Forschung der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig in Form eines Lehrauftrages und einer Abschlusspräsentation. Ziel des Stipendiums ist die Qualifizierung von Künstlerinnen für eine Professur. Wir sprachen mit Maika Knoblich über ihre Pläne in und für Braunschweig und die HBK.

Maika Knoblich lebt und arbeitet als Performance-Künstlerin und Lichtdesignerin in Berlin. Sie studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und an der Theaterschool der Amsterdamer Hogeschool voor de Kunsten. 2009 gründete sie gemeinsam mit Hendrik Quast das Performance-Duo Quast & Knoblich, das ortsspezifische Interventionen entwickelt, sich verschiedener medialer Aufzeichnungsinstrumente bedient und Brücken zwischen den Darstellenden und den Bildenden Künsten schlägt.

Maika Knoblich, welche Pläne haben Sie für Braunschweig, was dürfen Ihre Studierenden erwarten?

Zum einen werde ich an meinem Performance Projekt „Das Traumhaus“ arbeiten. In der Recherche beschäftige ich mich mit der Evolution des Barbie Traumhauses von der Papp- DIY Bastel-Ästhetik hin zum rosa Plastik. Außerdem denke ich über den Mattel-Slogan „Du kannst alles sein“ und das Thema sozialer Herkunft nach. Gerade steht das Barbie Traumhaus von 1993 in meinem Atelier. Damals war der Slogan übrigens noch „Du hast was Besonderes“.  Das Thema von Herkunft und Habitus berühre ich auch in der Arbeit mit den Studierenden. In diesem Wintersemester haben wir uns mit Feedback in künstlerischen Prozessen und als Selbstermächtigung in unserer Praxis beschäftigt. Ich habe den Studierenden Werkzeuge für ein wertschätzendes und konstruktives Kritikverhalten mitgegeben und wir haben unsere künstlerische Praxis miteinander geteilt. Es war eine tolle Erfahrung. Im Sommersemester wird es dann ein praktisches Seminar zu den unterschiedlichen Parametern und Bedingungen von Performance-Kunst geben.

Wie ergänzen sich Ihre eigene künstlerische Tätigkeit als Performance-Macherin und die Lehre an der Hochschule?

Ich sehe beides in einem stetigen Dialog miteinander. Der Austausch mit den Studierenden über künstlerische Praxis und die Themen, die uns als Macherinnen antreiben, sind ein wichtiger Moment für die künstlerische Arbeit. All meine Arbeiten zeichnen sich dadurch aus, dass ich persönliche und politische Themen vorab lang bearbeite, recherchiere und reflektiere. Und diese Reflektion ist oft eine dialogische in der Kollaboration mit anderen Künstler*innen. Daher finde ich es auch so wichtig, dass wir Modi dafür finden, wie wir im Prozess des Entwickelns über künstlerische Arbeit sprechen können. In der Performance selbst möchte ich dann möglichst frei sein, dann ist die Phase der intensiven theoretischen Auseinandersetzung abgeschlossen und ich kann dem folgen, was Performance einfordert: ganz im Hier und Jetzt sein.

Was bedeutet es für Sie, Stipendiatin des Dorothea-Erxleben-Programms zu sein?

Es bedeutet eine große künstlerische Freiheit durch finanzielle Freiheit. Dieser Aspekt kann eigentlich nicht genug betont werden. Mich ganz auf mein aktuelles Projekt konzentrieren zu können ohne Akquise-Sorgen etc. ist ein großes Privileg. Darüber hinaus bin ich nicht nur Performance-Macherin, ich habe auch eine vierköpfige Patchwork-Familie. Das Programm bedeutet also auch Sichtbarkeit für Künstlerinnen, die gleichzeitig Mutter sind und nicht am Anfang, sondern in der Mitte ihrer Laufbahn stehen, die unter Umständen kein finanzielles Sicherheitsnetz haben und daher dafür kämpfen müssen, eine künstlerische Praxis aufrechtzuerhalten. Das ist sehr wichtig. Es bedeutet auch, dass ich meine Arbeit als Dozentin ausbauen und noch mehr in der Praxis mit Studierenden ausprobieren kann. Das ist für mich eine wirklich große Freude und Inspiration, die ich an die Studierenden der HBK weitergeben möchte.

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