Institut für Kunstwissenschaft
Aktuelle Veranstaltungen




Reihe: Diskursraum
Kunsthochschulen sind keine idealen Orte: Sie sind von neoliberalen Logiken durchzogen und waren nie frei von normativen Ausschlüssen. Gleichzeitig werden in ihnen Freiräume entwickelt; es wird experimentiert, imaginiert, diskutiert und auch das Scheitern ist erlaubt und notwendig. Doch Freiheit ist nicht schon deshalb gegeben, weil man sie propagiert. Das im Grundgesetz Artikel 5 verbriefte Recht auf Freiheit von Meinung, Wissenschaft und Kunst muss in der Anwendung immer wieder neu hergestellt, reflektiert und verteidigt werden. Freiheit in demokratischen Strukturen beinhaltet auch das Aushalten von Ambivalenzen, von Unterschieden und Kontingenz.
Im Zuge des gegenwärtigen Aufstiegs autoritärer Kräfte werden Institutionen, Organisationen und Netzwerke, die Freiräume offenhalten, immer enger von reaktionären Diskurswächtern und Skandalisierungsprofis umstellt. So rufen diese beispielsweise im Namen des Anti-Antisemitismus nach strenger Reglementierung ebenjener Orte, die Freiheit als Grundbedingung der Auseinandersetzung besonders brauchen. Diese Auseinandersetzungen werden oft als negativ wahrgenommen und sollen vehement verhindert werden, dabei gehören sie zur essenziellen Praxis der Demokratie: zur Aushandlung von Interessen, zur Förderung von Pluralität und zur Stärkung des öffentlichen Diskurses. Und das heißt, den Diskursraum offen zu halten und zugleich Antisemitismus ebenso wie Rassismus, sexualisierter Gewalt und jeder Form diskriminierenden Verhaltens deutlich entgegenzutreten. Das Paradox besteht darin, dass sich im Streit beide Parteien einerseits im Recht zu befinden meinen und andererseits überzeugen wollen. Bereits Kant formulierte das jedoch als Hoffnung: Denn worüber es erlaubt sein soll zu streiten, da muss Hoffnung sein, untereinander übereinzukommen. Das bedeutet, die Hoffnung auf ein 'Übereinkommen' ist der Antrieb eines demokratischen Miteinanders. Und so suchen wir mit dieser Veranstaltungsreihe die Rolle des Diskurses als demokratische Praxis.
Hochschulöffentliche Veranstaltung, konzipiert von Dr. Anne Gräfe (Institut für Kunstwissenschaft) und Dr. Nina Franz (Institut für Medienwissenschaft).
I
11.06. / 12:30: Screening und Gespräch zum Dokumentarfilm No Other Land von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor
12:30 Uhr Screening
14:00 Uhr Gespräch mit Dr. Ilyas Saliba
Raum: Hörsaal 01/304
Basel Adra, ein junger palästinensischer Aktivist aus Masafer Yatta im Westjordanland, kämpft seit seiner Kindheit gegen die Vertreibung seiner Gemeinschaft durch die israelische Besatzung. Er dokumentiert die schrittweise Auslöschung der Dörfer seiner Heimatregion, wo Soldat*innen im Auftrag der israelischen Regierung nach und nach Häuser abreißen und ihre Bewohner*innen vertreiben. Irgendwann begegnet er Yuval, einem israelischen Journalisten, der ihn in seinen Bemühungen unterstützt. Eine unwahrscheinliche Allianz entsteht. Die Beziehung der beiden wird durch die enorme Ungleichheit zwischen ihnen zusätzlich belastet: Basel lebt unter militärischer Besatzung, Yuval frei und ohne Einschränkungen. Der Film eines palästinensisch-israelischen Kollektivs vierer junger Aktivist*innen entstand als Akt des kreativen Widerstands auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit.
Dr. Ilyas Saliba ist Politikwissenschaftler und beschäftigt sich mit Autoritarismus, zivilgesellschaftlichem Raum, Menschenrechten und akademischer Freiheit. Er ist Non-Resident Fellow am Global Public Policy Institute in Berlin und Associate Lecturer am Fundamental Rights Centre der Hertie School Berlin sowie Mitglied im Sprecher:innenkreis der Allianz für Kritische und Solidarische Wissenschaft. Ilyas Saliba ist darüberhinaus ehrenamtlich im Advocacy Beirat von Scholars at Risk.
Hochschulöffentliche Veranstaltung im Rahmen der Vorlesung "Ästhetik als Kulturtheorie" sowie des Seminars "Streiten" von Dr. Anne Gräfe (Institut für Kunstwissenschaft) und des Seminars "Gegentechniken" von Dr. Nina Franz (Institut für Medienwissenschaft).
II
24.06. / 18:00 Uhr: "Liebe, Streit, Gemeinsinn" Abendvortrag von Aleida Assmann
Raum: Hörsaal 01/304
Liebe, Streit, Gemeinsinn
Der Vortrag zeigt die Aktualität der Begriffe in aktuellen Diskursen und Diskussionen auf und stellt die Frage: Wie verändert sich die Stoßrichtung und Valenz dieser Begriffe, wenn man sie mit dem Begriff Gemeinsinn in Beziehung setzt? Gemeinsinn gilt allgemein als ein altbackener Begriff, der praktische oder philanthropische Bedeutung haben mag, aber nicht wirklich theoriefähig ist. Der Vortrag soll im Gegenteil zeigen, dass die Diskussion über Liebe und Streit nur gewinnen kann, wenn diese Begriffe um ihre soziale und politische Dimension ergänzt werden
Prof. Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann ist eine deutsche Kultur- und Literaturwissenschaftlerin sowie Professorin (i. R.) für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie ist ist weit über die Grenzen der Universität vielen Menschen nicht zuletzt bekannt für ihre Arbeiten zur Erinnerungskultur, Identitätsbildung und zum Begriff des kulturellen Gedächtnisses, der ein Leitbegriff der Kulturwissenschaften geworden ist. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jan Assmann hat sie bedeutende Beiträge zur Erforschung der kollektiven Erinnerung und ihrer Rolle in Gesellschaften geleistet. Neben vielen weiteren Preisen, durch die Aleida Assmann bisher geehrt wurde, erhielten Aleida und Jan Assmann gemeinsam im Jahr 2018 den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zuletzt erschien im Jahr 2024 das Buch Gemeinsinn. Der sechste, soziale Sinn (München: C.H. Beck).
III
26.06. / 11:30 Uhr: “Parents Circle Families Forum” Vortrag von Vered Bermann
Raum: Hörsaal 01/304
Während die verheerende Angriffe auf Gaza anhalten und Israelis unter dauerhaften Angst vor dem nächsten Angriff leben - und inmitten eines eskalierenden Diskurses in Deutschland und der Welt - stellt Vered Berman die Arbeit des Parents Circle Families Forum (PCFF) vor einer israelisch-palästinensischen Friedensorganisation, in der sich über 800 Familien zusammengeschlossen haben, die Angehörige im Konflikt verloren haben. Anstatt Hass und Rache zu reproduzieren, setzen sie sich gemeinsam für Dialog, Verständnis und Versöhnung ein. Berman gibt Einblicke in die Arbeit des PCFF sowie von Parents Circle Friends Deutschland, beleuchtet Friedenspädagogik unter schwierigen Bedingungen und lädt zur offenen Auseinandersetzung mit Fragen von Empathie, Erinnerung, (kollektive) Trauma und politischer Verantwortung ein.
Vered Berman ist aufgewachsen in West Jerusalem und lebt in Berlin. Sie ist Sozialarbeiterin, Sozialwissenschaftlerin, Lehrende an der Alice Salomon Hochschule Berlin und Kinderbuchautorin. Im Jahr 2003 verlor Vered ihre Mutter bei einem Selbstmordattentat der Hamas, seit 2023 ist sie Mitglied des PCFF - Israeli Palestinian Bereaved Families for Peace. Sie ist außerdem Gründungsmitglied der Parents Circle Friends Deutschland. ist aufgewachsen in West Jerusalem und lebt in Berlin.
Hochschulöffentliche Veranstaltung im Rahmen des Seminars "Lieben" von Dr. Anne Gräfe (Institut für Kunstwissenschaft).
Aus Kapazitätsgründen wird um eine kurze Anmeldung per Mail gebeten: a.graefe@hbk-bs.de
Studium, Lehre und Forschung am Institut für Kunstwissenschaft (IKW) zeichnen sich durch ihre Integration in das Gesamtgefüge einer Kunsthochschule aus: Ästhetische Phänomene und kunstwissenschaftliche Diskurse werden kritisch reflektiert und in Relation zu künstlerischen und gestalterischen Praktiken gesetzt. Der Bezug zur Kunst der Gegenwart ist zentral, erfolgt jedoch auf einer soliden wissenschaftlichen Basis und in Kenntnis der historischen Voraussetzungen des Faches Kunstgeschichte.
Das Institut für Kunstwissenschaft untersucht die Kunst, ihre Institutionen und ihre architektonischen bzw. städtebaulichen Bezugssysteme von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Kunsttheoretische, soziale, historische, materielle, mediale Kontexte werden erschlossen, wobei kulturwissenschaftliche, de/postkoloniale, postmigrantische, ökologische, museale, kuratorische und institutionskritische Perspektiven eine wichtige Rolle spielen.
Vielfältige praxisbezogene Projekte, Workshops, Tagungen, Museums- und Ausstellungsbesuche sowie Kooperationen mit Kunstinstitutionen machen Studierende mit späteren Berufsfeldern in Museen, Kunstvereinen, Verlagen, Redaktionen, Stiftungen, Kunstvermittlung, Kulturmanagement und wissenschaftlichen Feldern vertraut.
Das Institut für Kunstwissenschaft verantwortet den Studiengang Bachelor Kunstwissenschaft und den Studiengang Master Kunstwissenschaft.
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