SBK vergibt Diplom-Stipendien

Auch in diesem Jahr vergab die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) im Rahmen der Eröffnung des Rundgangs am 10. Juli 2025 Arbeitsstipendien an Diplomand*innen der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Von den 26 Einreichungen erhielten drei Teilnehmer*innen den begehrten Förderpreis in Höhe von je 4.000 Euro.
Die Jurymitglieder Fabian Bruns (SBK), Prof. Martin Krenn (HBK) und Perdita Adrian-Kunze (Kunststiftung Kunze) entschieden zu Gunsten von Andreas Baumgartner (Videokunst), Jonna Sophie Baumann (Videokunst) und Wiebke Fischer (Malerei). Übergeben wurden die Preise unter tobendem Applaus und in einem feierlichen Rahmen von der SBK-Direktorin Maria-Rosa Berghahn an die drei Ausnahmekünstler*innen.
Teilnahmeberechtigt waren alle Diplomand*innen, die ihre Diplomprüfung im Zeitraum vom 23. Juni bis 4. Juli 2025 absolviert hatten. Die jeweiligen Stipendien sind an die Realisierung eines künstlerischen Projektes (Katalog, Künstlerbuch, Produktion einer neuen Arbeit/neuer Arbeiten, Ausstellung, Filmproduktion, Aufführung) gebunden. Die Projekte müssen innerhalb der folgenden 12 Monate realisiert werden.
Über die Künstler und Ihre Werke
Andreas Baumgartner – Diplom bei Prof.in. Asta Gröting
Andreas Baumgartners bisheriges Werk erstreckt sich über Fotografien, Videos, Objekte und Performances. Zurzeit widmet er sich verstärkt der Arbeit im filmischen Bereich. Die Jury verleiht ihm ein Stipendium für sein Filmvorhaben „Das Land, das wir suchten“, das sich auf die Migrationsgeschichte seiner Eltern von Rumänien nach Deutschland als Ausgangspunkt bezieht und die aktuelle Situation von rumänischen Saisonarbeiter*innen filmisch begleitet. In dem essayistischen Dokumentarfilm werden persönliche Erlebnisse, der universelle Traum eines besseren Lebens und individuelle Lebensrealitäten mit den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland verknüpft, darunter der wachsende Rechtspopulismus und eine sich verschärfende Asylpolitik.
(Jurymitglied Prof. Martin Krenn, PhD, HBK Braunschweig)
Jonna Sophie Baumann – Diplom bei Prof. Nasan Tur
Jonna Sophie Baumann bewegt sich mit großer Selbstverständlichkeit zwischen den Medien und schafft Werke, die sowohl visuell als auch auditiv eine starke emotionale Wirkung entfalten. Ihre Musikvideos und performativen Arbeiten sind ästhetisch eigenständig und konzeptuell tiefgründig – sie verhandeln Themen wie Körperlichkeit, Verletzlichkeit, soziale Isolation und Identität mit poetischer Direktheit.
Besonders hervorzuheben ist ihre radikale Selbstreflexion, die sich in jedem Werk spiegelt: Ihre künstlerische Arbeit entsteht nicht nur aus einem persönlichen Erfahrungsraum, sondern auch aus einem tiefen Bewusstsein für strukturelle Zusammenhänge und gesellschaftliche Dynamiken. Sie zeigt Brüche und Verletzlichkeit, ohne sich darin zu verlieren – im Gegenteil: Ihre Werke sind Ausdruck einer aktiven Auseinandersetzung mit sich selbst und der Welt.
Als trans Frau ist sie nicht nur eine wichtige Stimme in der Kunstszene, sondern auch eine Frontkämpferin für trans*femmes: mit künstlerischem Mut, politischer Klarheit und einem tiefen Sinn für ästhetische wie soziale Feinfühligkeit. Sie lebt Sichtbarkeit, Repräsentation und Empowerment in einer Form, die auf außergewöhnlicher Bandbreite sowohl für marginalisierte Communities als auch für das künstlerische Feld inspirierend wirkt.
(Jurymitglied Fabian Bruns, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz)
Wiebke Fischer – Diplom bei Prof. Wolfgang Ellenrieder
Die intensive Auseinandersetzung mit organischen und technischen Formen sowie Strukturen mittels klassischer Malerei bildete bislang den Schwerpunkt des künstlerischen Ausdrucks von Wiebke Fischer. Sie geht den Dingen auf den Grund, will das Innere erkennen und sichtbar machen. Und hier scheint sie mit den bisherigen Mitteln ihrer Malerei an ihre Grenzen zu stoßen. Daher erweitert sie den Prozess der Malerei um eine dritte Dimension, immer noch auf der Basis des Malens, aber mit Hilfe von transparenten Stoffen, auf denen sie die Objekte abbildet. Das jeweilige Ergebnis befestigt sie auf mobilen Stahlstützen. Durch eine variable Positionierung dieser Konstruktionen ermöglicht sie einen Durch-Blick in eine bislang verborgene Tiefe. Dieser Ansatz ihres Projektes hat die Jury überzeugt. Wiebke Fischer verleiht der Malerei mittels des von ihr angestrebten Prozesses eine installative Dimension, die im Ansatz widersprüchlich erscheint, dadurch aber das Außergewöhnliche ihres Schaffens ausmacht.
(Jurymitglied Perdita Adrian-Kunze, Kunststiftung Kunze)