Dorothea-Erxleben-Stipendiatinnen 2023–2025: CHECK OUT
Unter dem Titel CHECK OUT: Abschlussausstellung der Dorothea-Erxleben-Stipendiatinnen 2023–2025 haben die drei Stipendiatinnen des aktuellen Jahrgangs 2023–2025, Maika Knoblich, Yeongbin Lee und Anna Witt, die Ergebnisse ihrer Stipendienzeit zu einer Gruppenshow vereint.
»Nach dem Vorbild Marcel Prousts greift Maika Knoblich auf einzelne Augenblicke ihrer frühen Lebensjahre zurück, indem sie versucht, das Erwachsensein mit den Idealen des einstigen Mädchens in Einklang zu bringen. Dies tut sie im intimen Raum eines „Tipis“, wie es früher von Kindern in der DDR verwendet wurde. Im kommunistischen Teil Deutschlands geboren, zog Knoblich sehr früh mit ihrer Familie in die BRD; mit einer gewollt naiven Sichtweise versucht die Künstlerin nun, subjektiv zu ergründen, wie sie als „hybrides Wesen“ die „Welt des rosa Plastiks“ entdeckte und davon träumte, das DDR-Tipi gegen ein „Barbie-Traumhaus“ einzutauschen. In diesem Zelt wird Knoblich während zweier Performances unangenehm vertrauliche Abschnitte aus ihrem Jugendtagebuch Fremden vorlesen. Durch dieses Ritual tauchen Knoblich und die Personen, denen sie ihre jugendlichen Geheimnisse anvertraut, kurz in die unsäglichen Wunder der Kindheit ein. In eine ebenfalls traumhafte Welt entführt uns auch die 2-Kanal-Videoinstallation, „Nights of Labor“ von Anna Witt, die das Träumen als „aktive und kollektive Handlung“ inszeniert. Die Künstlerin schreibt der Imagination die Kraft zu, die Gesellschaft zu emanzipieren, und stellt dabei die rhetorische Frage, ob Träume als Ausdruck der Hoffnung gesehen werden können: „Wir befinden uns in einer Zeit, die durch multiple Krisen geprägt ist und in der sich Spekulationen über die Zukunft meist in negativen Prognosen zeigen. Mich interessiert, ob – oder ob gerade deswegen – das Träumen als Grundvoraussetzung gesellschaftlichem Veränderungswillen seine emanzipatorische Kraft entfalten kann“, erklärt Witt. Als wolle sie sich auch in dieses Zauberland einschleichen, versucht Yeongbin Lee, die sich selbst als „Geräuschesammlerin“ bezeichnet, die Klänge eines Opel Corsa, den sie zusammen mit ihren Studierenden zerlegt und untersucht hat, in Bleistiftzeichnungen zu „übersetzen“. Ihr Ziel dabei ist es, diesen Prozess in eine „gestische Partitur“ zu verwandeln, die als Grundlage für ihr „Requiem für ein Brennfahrzeug“ dienen soll. Das ungewöhnliche Requiem ist gleichzeitig eine Hommage an ihren Vater, der früher ebenfalls einen Opel Corsa fuhr. So fließen ebenfalls Erinnerungen und Erfahrungen aus Lees Kindheit in die Partitur ein. Die Ausstellung vereint eine verblüffende Mischung aus Musik, Träumen und Kindheit, die konzeptionell zu einer dem Menschsein gewidmeten Metapher verschmelzen.« (Text von Luciana Tamas, Kuratorin der Ausstellung)
Mit dem Dorothea-Erxleben-Programm zur Chancengleichheit – der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig – erhalten drei Stipendiatinnen eine Förderung für einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Künstlerinnen beteiligen sich im Rahmen des Stipendiums an der Lehre und künstlerischen Entwicklung der Hochschule in Form eines Lehrauftrages und einer Abschlusspräsentation. In der diesjährigen Abschlussausstellung werden Arbeiten und Projekte präsentiert, die während der Stipendien- und Lehrzeit der drei Künstlerinnen an der HBK Braunschweig u. a. zusammen mit Studierenden der Hochschule entstanden sind und somit den Charakter des Stipendiums widerspiegeln, dass die Qualifizierung von Künstlerinnen für eine Professur zum Ziel hat.
Ausstellende: Maika Knoblich, Yeongbin Lee und Anna Witt
Eröffnung: 28. Oktober, 18 Uhr
Es sprechen:
Prof. Dr. Annette Löseke | Vizipräsidentin Forschung und künstlerische Entwicklung | HBK Braunschweig
Dr. Jonas Buche | Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Luciana Tamas | Kuratorin | HBK Braunschweig
Im Anschluss folgt die Performance Das Traumhaus von Maika Knoblich
Rahmenprogramm: 12. November, 15 Uhr Artist Talk mit der Kuratorin Luciana Tamas und den Stipendiatinnen. Im Anschluss folgt die Performance Das Traumhaus von Maika Knoblich.
Laufzeit: 29. Oktober – 15. November 2025 (montags sowie am 31.10. und 1.11. geschlossen)
Öffnungszeiten: Die – Fr 13 – 18 Uhr | Sa 10 – 13 Uhr (montags sowie am 31.10. und 1.11. geschlossen)
Ort: Hochschulgalerie, HBK Braunschweig, Johannes-Selenka-Platz 1, 38118 Braunschweig
Eintritt: frei
Gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur