Stipendiat*innen

Das internationale Stipendienprogramm Braunschweig Projects ist Teil der Künstlerförderung des Landes Niedersachsen. Seit 2011 eröffnet es Künstler*innen aus der gesamten Welt die Möglichkeit, ein Projekt an der HBK Braunschweig zu entwickeln und zu realisieren.

Die Stipendiat*innen der vergangenen Jahre kamen aus ganz Europa sowie u. a. aus Hongkong, Indien, Japan, Jordanien, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Neuseeland, Peru sowie den Vereinigten Staaten von Amerika und haben die internationale Orientierung und Vernetzung der Hochschule bereichert und sichtbar gemacht.

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten für den Förderungszeitraum 2024-2025 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

Erfan Aboutalebi

Sofia Duchovny

Joscha Steffens

Tang Han

Kai-Hendrik Windeler

Im Bereich Klangkunst:

Joe Cave

Bojana Knezevic

Die folgenden Stipendiat*innen erhielten für den Förderungszeitraum 2023/24 ein Stipendium

Bildende Kunst

Mohamed Abdelkarim arbeitet in den Bereichen Performance, Sound und Video. Dabei bildet die Forschung einen wichtigen Schwerpunkt in der Arbeit des gebürtigen Ägypters. Er betrachtet Performance als Texte und Bilder produzierende Forschungsmethode, indem er performative Handlungen wie Erzählen, Singen, Erkennen, Agieren, Erfinden sowie das Spekulieren ebenso nutzt wie reflektiert. Für Braunschweig Projects möchte Abdelkarim einen imaginären Ort – einen Raum der Hoffnung – entwickeln. Indem er Fiktion und Fantasie miteinander verschmilzt, erschafft er eine neue Version der Erde für diejenigen Menschen, die in der wirklichen Welt verletzlich sind, abgelehnt oder unterdrückt werden. Er geht dabei von der Vorstellung aus, dass Landschaft eine theatrale Komposition verschiedener, auf eine bestimmte Art und Weise angeordneter Elemente ist und dadurch bestimmte Wahrnehmungen hervorruft. Folgt man dieser Logik, verändert sich unweigerlich mit jedem neuen Arrangement die Wahrnehmung von ‚Wirklichkeit‘. Dadurch scheint es möglich, die zerbrochene Realität durch eine andere, neue Welt zu ersetzen und damit die individuelle Eutopie für Andere sichtbar zu machen. Abdelkarim ist Teil des ‚PhD in Practice‘-Programms an der Akademie in Wien. Zuvor absolvierte er in der Schweiz seinen Master of Arts an der École de design et Haute école d'art du Valais. (Dr. Nadia Ismail)

Der derzeit in Berlin arbeitende Jonas Brinker hat die Jury insbesondere durch seine Arbeiten in den Bereichen Bewegtbild und Ton überzeugen können. Nach seiner Ausbildung an der Slade School of Fine Arts, London (2012-2015) und der Städelschule in Frankfurt am Main (2015-2018) sowie einem Auslandssemester an der Bezalel Academy, Tel Aviv, Israel (2016-2017) hat Brinker 2018 den Filmpreis der Städelschule Frankfurt am Main, 2020 ein Residency des VISIO – European Programme on Artists’ Moving Images, 2021 ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds sowie ein Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung und 2022 im Rahmen von Neustart Kultur ein weiteres Stipendium der Stiftung Kunstfonds erhalten.

Im Rahmen des Braunschweig Projects Stipendiums plant er ausgehend von Bewegtbild- und Tonmaterial, das er im Sommer und Herbst 2022 in New York gesammelt hat, eine neue Videoarbeit im unmittelbaren Umfeld der HBK. Die Bilder in dem projektierten Film wechseln zwischen der Darstellung der Perspektive von Glühwürmchen in ihrem Lebensraum, dem Central Park, umgeben von der schnelllebigen Erfahrungswelt des Menschen im urbanen Raum und der Perspektive eines Hubschraubers über der Stadt bei Nacht. Insbesondere der biologische Begriff der Nischenkonstruktion, nach der alle Formen von Leben ihren Kontext modifizieren, ist in diesem Zusammenhang für ihn von Relevanz. So bewirkt und ermöglicht für ihn Kultur als die für den Menschen spezifische Nische fundamentale Änderungen selektiver Umweltparameter, die ihrerseits selektive Konsequenzen für Menschen und die in ihrem Umfeld lebende Organismen haben. Entsprechend führt die durchgehende Beleuchtung des Stadtraums dazu, dass sich die Glühwürmchen verirren. Brinker bezieht sich bei seiner Argumentation auf die poststrukturalistischen Überlegungen von Donna Haraway. Die ökologische Krise, in der wir uns befinden, ist schließlich in erster Linie eine Krise der Sensibilität für unsere Umwelt. Aus dieser Situation heraus interessiert ihn filmisch die Umlenkung der Perspektive von der des Menschen auf die Perspektive eines Akteurs in seiner Umwelt, in diesem Fall des Glühwürmchens. Brinker kann hierbei auf viele Stunden eigenes Videomaterial hierzurückgreifen. Der Schnitt beziehungsweise Wechsel zur Hubschrauberperspektive soll auf die Koexistenz und das sich gegenseitige Beeinflussen verschiedener Akteure in ihrer Umwelt verweisen. So kann beispielsweise die Anordnung der Lichter des Chrysler Buildings mit der Struktur des Leuchtorgans der Käfer assoziiert werden. Das geplante Projekt ist theoretisch fundiert, konzeptionell überzeugend und kann in der Realisierung auf bereits erarbeitetes Material zurückgreifen. (Dr. Holger Broeker)

Das junge Oeuvre der zur Zeit in Düsseldorf lebenden Paula Pedraza konzentriert sich seit ihrem Abschluss 2021 an der National University of Colombia (Universidad Nacional de Colombia) auf Performances und Videoinstallationen, für die sie bereits 2018 mit dem KHM-Förderpreis für Künstlerinnen der Kunsthochschule für Medien Köln ausgezeichnet wurde.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit, die sie während des Stipendiums weiterentwickeln möchte, stehen drei ästhetische Praktiken: das LARP, eine Performance-Kunstform, bei der es kein Publikum gibt, sondern ausschließlich Teilnehmer, die sich im Vorfeld anmelden und als aktive Spieler am Spiel teilnehmen. Die Vertreter*innen dieser Kunstform „glauben nicht mehr an das traditionelle Engagement von Menschen in der Kunst als Publikum in der dritten Person, sondern an eine Eins-zu-Eins-Erfahrung“ (Paula Pedraza). Es handelt sich um eine vollständig immersive Performance, bei der die Besucher mitmachen, die Requisiten benutzen und mit den Darstellern sprechen können.

Die zweite von ihr gewählte ästhetische Praxis sind Cuteness Studies (Niedlichkeitsstudien), wie sie in Amerika als auch in Japan (kawaii) zunehmend praktiziert werden. In dem von Paula Pedraza geplanten Cuteness Studies Projekt geht es erstmals darum, die Beziehung und zeitgenössische Ausdrucksformen aus einer historischen Perspektive zu analysieren und dabei Erkenntnisse aus den empirischen Wissenschaften einzubeziehen. Themen sind beispielsweise psychische Gesundheit und Traumata. Dieses Phänomen wird nicht nur in seiner Geschichte und Entwicklung analysiert, sondern auch die Beziehungen zwischen Niedlichkeit und Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, Nationalität, Politik und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Als dritte Form nutzt Paula Pedraza DAINTY, ein Live-Rollenspiel, in dem auf die Bedürfnisse und Haltungen zur Cuteness reagiert wird. Hier entwickelt sie Skulpturen, Kostüme und eine komplexe Live-Installation für ein Rollenspiel, wie es in ihren Kunstwerken üblich ist. Diese sind forschungsbasiert und haben ein Bewusstsein innerhalb des Installationsraums. (Dr. Holger Broeker)

Wisrah Villefort da Rocha Celestino begibt sich in Installationen, Skulpturen, Videos und Sound-Arbeiten auf die Suche nach einem “updated conceptualism”, indem tradierte Vorstellungen des Nicht-Menschlichen in Bezug auf ihre koloniale Konzeption befragt werden. Extraktvismus sowie das Verhältnis von Kapital und Natur sind wiederkehrende Themen einer Praxis, die geprägt ist von Villeforts Aufwachsen im ländlichen Brasilien als queere und nicht-binäre person of colour. Die Jury hat die Art und Weise überzeugt, in der Wisrah Villefort politischen Fragestellungen durch subtile Eingriffe in Räume und Natur nachgeht, und dabei komplexe Gedanken in eine reduzierte Formsprache überführt. Im Rahmen von Braunschweig Projects plant Wisrah Villefort, ausgehend von spezifischer gesellschaftlicher Positionierung und das eigene Erbe achtend, Abstraktion als künstlerische Strategie auf vielfältige Weise zu erforschen. (Prof. Vika Kirchenbauer)

Der zurzeit in Shanghai und Changchun lebende Hanwen Zhang hat die Jury sowohl durch seine Fotografien als auch durch seine Videoarbeiten überzeugt, für die er bereits mit dem SAH-Preis für Film und Video ausgezeichnet wurde. Zhang nutzt das Dokumentarische als erzählendes wie auch selbstreflexives Mittel. Seine Arbeiten, die auf künstlerischen Recherchen und Feldstudien beruhen, entstehen durch die Linse oder durch visuelle Studien, wobei er stehende oder bewegte Bilder in einem breiten Spektrum kritischer, lokaler, transnationaler, historischer und ideologischer Kontexte untersucht. Während dieses Prozesses reflektiert er die technologische Entwicklung und physische Beschaffenheit von Fotografie/Video/Film sowie deren Verflechtung mit Themen, die von individuellen Lebensbedingungen, Geschichten, Liebe und Erinnerung bis hin zu kollektiven Archiven, Erzählungen, Traumata und die Frage nach Identität reichen.

Als Projekt plant Hanwen Zhang interdisziplinäre Forschung zum Thema Klimaanlage zu betreiben, und dabei mit akademischen, öffentlichen und kulturellen Einrichtungen zusammenzuarbeiten. Indem er die Black Boxes der Klimatechnik und -industrie analysiert, den Kältekreislauf von Wärmepumpen und die rasante Verbreitung von Klimaanlagen als Metaphern für Modernisierung und verbindet, möchte er auf ästhetische Weise verstehen, wie das scheinbar intuitive Verhalten der täglichen Nutzung von Klimaanlagen zur Gestaltung des Anthropozäns beiträgt, und über die dieser Entwicklung zugrundeliegende Politik in Bezug auf Raum- und Identitätsproduktion, Energieverbrauch, globalen Klimawandel usw. reflektieren. (Dr. Holger Broeker)

Jury: Prof. Vika Kirchenbauer (Professur Freie Kunst/Grundlehre mit dem Schwerpunkt Film/Video), Prof. Thomas Rentmeister (Professur Freie Kunst/ Skulptur), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover), Meike Behm (Geschäftsführerin Kunstverein Kunsthalle Lingen), Dr. Holger Broeker (Leiter der Sammlung u. Kurator Kunstmuseum Wolfsburg), Dr. Justin Hoffmann (Leiter Kunstverein Wolfsburg e.V.), Dr. Nadia Ismail (Direktorin der Kunsthalle Gießen) 

Klangkunst

Katharina Bévand überzeugte die Jury mit akustisch eindrucksvollen, auf den jeweiligen Ort fein abgestimmten Klanginstallationen. An der Schnittstelle zwischen architektonischem und klanglichem Raum erkundet sie in ihrer künstlerischen Praxis konkrete Räume und deren Resonanzen, bringt Vergangenheit, aktuellen Kontext und akustisches Potential zum Klingen. Für den Zeitraum des Stipendiums möchte sie ein sich teils selbst-steuerndes Raum-Klang System entwickeln, das auf Bausteinen eines Modularsynthesizers aufbaut, einer Technik mit der sie sich schon seit einer Weile auseinandersetzt. Dabei geht es um die Interaktion zwischen künstlerischen Setzungen und maschinellen Konfigurationen: von einer ästhetischen Ausgangsposition sollen sich Klänge generativ maschinengesteuert weiterentwickeln und sich als Klanggebilde durch die Zeit hindurch stetig verändern. (Franziska Windisch)

Der iranische Klangkünstler Iman Jesmi befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen Geräuschen und Gerüchen in europäischen Städten und wie diese sich im Lauf der Zeit durch Einwanderung verändert haben. Mittels fieldrecordings und Interviews und begibt er sich auf die Suche nach einer migrantischen Perspektive auf Stadtklanglandschaften und überträgt seine Recherchen im Anschluss in partizipative Multimedia - Installationen. Diese fungieren gleichermaßen als environments, in denen über die Dauer der Ausstellung auch Performances und Momente des Austauschs stattfinden. Für Braunschweig Projects möchte er sich nun mit der historischen Dimension von urbanen soundscapes auseinandersetzen, Archivmaterial und Daten dazu sammeln, analysieren und aus der Recherche heraus eine audiovisuelle Installation entwickeln. (Franziska Windisch)

Jury: Anna Berit Asp Christensen (Kuratorin, SPOR Festival, Dänemark), Prof. Jens Brand (Professur für Bildende Kunst Basisklasse Kunsthochschule Kassel), Anna Bromley (Künstlerin, Berlin), Dr. Antje Vowinckel, Komponistin, Berlin), Dr. Sarah Czirr (Verwaltung der Professur Geschichte und Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Franziska Windisch (Verwaltung der Professur Klangskulptur und Klanginstallation, HBK Braunschweig), Dr. Johanna Meyer (Referentin MWK Hannover) 

 

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten für den Förderungszeitraum 2022-2023 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst

Yara Kassem Mahajena ist eine palästinensische Künstlerin, deren Familien mütterlicherseits und väterlicherseits 1948 aus ihren Heimatdörfern in Israel vertrieben wurden. Ihre Kunst konzentriert sich auf die emotionalen, kulturellen und sozialen Auswirkungen traumatischer Erfahrungen durch Vertreibung und Krieg. Sie arbeitet vornehmlich mit den Medien Video, Performance und Installation. Die Jury überzeugte die künstlerische Umsetzung des Themas, insbesondere verschiedene Videos, in denen posttraumatische Belastungsstörungen arabischer Frauen eindrucksvoll sichtbar gemacht werden (Dr. Bettina Ruhrberg)

Nina Nowak studierte Kunstgeschichte und Sozial - und Kulturanthropologie an der Freien Universität zu Berlin, an der Royal Academy of Fine Arts in Kopenhagen, Dänemark und an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie Meisterschülerin bei Prof. Richard Deacon war, und absolvierte 2019 den Postmaster-Kurs Materialities am Royal Institut of Fine Art, Stockholm, Schweden. Der Schwerpunkt ihrer bisherigen Tätigkeit liegt auf der Bildhauerei als einer möglichen Methode, neue Perspektiven auf Phänomene zu gewinnen, die nicht greifbar sind.

Für Braunschweig Projects plant Nina Nowak eine bildhauerische Untersuchung von Leben / Nicht-Leben unter dem Titel Epidermal Fetish. Inhaltliche Grundlage des Projektes bildet die These, dass die Unterscheidung zwischen lebender und toter Materie eine Frage der Bildauflösung ist..... (Dr. Holger Broeker)

Der in Argentinien geborene Künstler Andrés Aizicovich erwarb seinen Bachelor-Abschluss in Bildender Kunst an der UNA (Universidad Nacional de las Artes, Buenos Aires) und studierte 2012 im Graduiertenprogramm für Künstler an der Torcuato DiTella Universität. In den letzten Jahren war er ein aktiver Teil der zeitgenössischen Kunstszene von Buenos Aires. Aizovich erhielt verschiedene Stipendien und Förderungen auf lokaler und internationaler Ebene, darunter ARTOMI Residency, NY, U.S. und Parc Saint Léger Residency- Pouges les eaux, Frankreich im Jahr 2019, Nation Found of the Arts, Creation grant - Argentinien im Jahr 2019, MUNT Tucumán Prize im Jahr 2018 und Citéinternationale des arts Residency - Paris im Jahr 2017. Der Künstler ist sehr humorvoll und sensibel im Umgang mit den verschiedenen Frequenzen der materiellen Welt.

Aizicovich evoziert die Figur des Künstlererfinders, eines Idealisten, der in der Lage ist, Technologien zu schaffen, die eine Transformation der materiellen und poetischen Bedingungen der Welt vorschlagen. Mit Einfallsreichtum und visionärem Geist versuchen seine Objekte und Installationen, die Dynamik der Kommunikation neu zu erfinden und neue Wege der Begegnung zu eröffnen. Aizicovich befindet sich in seiner künstlerischen Laufbahn in einer Position, in der er sehr von der Forschungs-, Produktions- und Austauschorientierung von BS Projects profitieren kann. Wir glauben, dass seine einzigartige Stimme, die die künstlerischen Strategien und Geschichten Lateinamerikas in sich trägt, eine weitere performative Installationsvision nach Braunschweig und Deutschland bringen wird. (Ovül Durmusoglu)

Hagar Ezzeldins Praxis basiert auf einer gründlichen kritischen Untersuchung von Geschichte, Narration und Häuslichkeit. Die Künstlerin aus Kairo arbeitet mit diversen Materialien und Medien, wie Performance, Malerei, Zeichnungen, Installationen und Film und beschäftigt sich mit der Repräsentation, den Bildern und den Erfahrungen von Frauen, die innerhalb gesellschaftlicher Strukturen verwoben sind. Ihre Arbeit befasst sich auf sehr ehrliche, poetische und gleichzeitig kritische Weise mit der Politik der Repräsentation und der Dualität von öffentlichem und privatem Raum (Haris Giannouras)

Mila Panić definiert in ihren Arbeiten bestehende Erzählungen über Diaspora und die Vorstellung von einem besseren Leben neu, wobei ihre persönlichen Erfahrungen und ihr Hintergrund deutlich hervortreten und zum Verständnis von Fragen im Zusammenhang mit der Phänomenologie des Ortes und dem erweiterten Begriff der Zugehörigkeit, einschließlich des Konzepts des Dazwischens, beitragen. Sie arbeitet mit gefundenem Filmmaterial, Fotos und Geständnissen von Familienmitgliedern und eröffnet so ein Themenfeld, das die verschiedenen Hinterlassenschaften der Migration interpretiert und Einblicke in die Folgen des Prozesses ermöglicht (Meike Behm)

Im Bereich Klangkunst

Hui Ye überzeugt die Jury durch eine multimediale künstlerische Praxis, die sich Fragestellungen nach den Zuschreibungen sozialer Identität und deren Verflechtungen mit den unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten widmet. Ihre durch dokumentarische Gesten geprägten Arbeiten umfassen Video- und Klanginstallation, Komposition und Sound-Performance. Gesellschaftspolitische Aspekte von Klang- und Musikkultur werden dabei oft im Zusammenhang mit digitalen (sozialen) Medien und technologischen Entwicklungen untersucht. So auch ihr Projektvorhaben, welches sich dem Phänomen der Stimme im Kontext der Mensch-Maschine-Kommunikation befasst (Franziska Windisch)

Als Klangkünstler sucht Stefano Murgia nach neuen Methoden, um Musik zu schaffen und zu präsentieren. Nach seiner Ausbildung zum Tontechniker setzte er seine Forschungen auf dem Gebiet des Klangs fort. Während seines Studiums der Kunstwissenschaften an der Königlichen Akademie der Künste in Den Haag hatte Murgia die Möglichkeit, den Klang sowohl philosophisch als auch wissenschaftlich zu erforschen. Hier begann er, seine eigenen Instrumente und Lautsprecher zu bauen und ließ sich unter anderem von der Arbeit von Moondog und Harry Partch inspirieren. In den vergangenen Jahren konzentrierte sich Murgia auf Themen wie "Klangarchitektur" und "akustische Ökologie". Bei seinen Forschungen ließ er sich von dem Konzept Quelle-Pfad-Empfänger inspirieren. Während dieses Konzept normalerweise für den Umgang mit Umweltlärm verwendet wird, nutzt Murgia dieses Modell als Grundlage für seine Projekte. Er interpretiert die Quelle-Path-Empfänger-Schnittstelle wie folgt: Die Erzeugung der Klangquelle, der Ort, an dem sich die Quelle befindet, und die Art und Weise, wie sie präsentiert und wahrgenommen wird. (übersetzt aus Portfolio von Stefano Murgia)

Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst

Övül Durmusoglu (Verwaltung der Professur Kunstwissenschaft/Kunst der Gegenwart, Kunst im Diskurs, HBK Braunschweig), Prof. Raimund Kummer (Professur Bildhauerei, HBK Braunschweig), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover ), Haris Giannouras (Museum Abteiberg Mönchengladbach), Dr. Bettina Ruhrberg (Mönchehaus Museum Goslar), Meike Behm (Kunstverein Kunsthalle Lingen), Dr. Holger Broeker (Kunstmuseum Wolfsburg)

Mitglieder der Jury Klangkunst

Franziska Windisch (Verwaltung der Professur Klangskulptur und Klanginstallation, HBK Braunschweig), Dr. Salomé Voegelin (Verwaltung der Professur Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschichte und Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Johanna Meyer (Referentin MWK Hannover), Anna Bromley (Künstlerin, Berlin), Carsten Stabenow (tuned city, Berlin), Antje Vowinckel (Musikerin, Berlin)

 

 

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten für den Förderungszeitraum 2020-2021 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

In ihren oft raumgreifenden Installationen arbeitet Mahsa Aleph mit verschiedenen Medien und Materialien – Malerei, Textilien und Text. Dabei interessiert sie sich sowohl für deren Beschaffenheit als auch für deren Geschichte(n) und Erinnerungen, die sie wie Speicher in sich tragen. Durch präzise, teils theatrale Inszenierungen der von ihr präsentierten Objekte, setzt sie der jeweils damit assoziierten Funktion etwas vielmehr Atmosphärisches entgegen, um unsere Wahrnehmung zu verschieben. (Jule Hillgärtner)

Sasha (Alexandra Catherine) Bergstrom-Katz promoviert zur Zeit an der Birkbeck University of London, UK. In ihrer Arbeit, setzt sie sich in Form von ortsspezifischen Skulpturen, Performances sowie Film und Videoarbeiten mit psycho-analytischen Konzepten auseinander. Unter Verwendung traditioneller Werkzeuge des Theaters hinterfragt sie in ihren Performances bewusst das Konzept von Probe und Requisite. Aufbauend auf dieser Auseinandersetzung möchte sie während ihres Braunschweig Projects-Stipendiums das Design und die Verfahren von Intelligenztests durch die Entwicklung einer Live- Performance untersuchen. (Natalie Häusler)

Die filmischen Arbeiten des ägyptischen Künstlers Mohammad Shawky Hassan befassen sich mit der Geschichte seines Heimatlandes, den individuellen Erzählungen seiner Bürger*innen und Fragen der sexuellen Orientierung und der nationalen Zugehörigkeit. Die tradierten sozialen Verhältnisse innerhalb der ägyptischen Gesellschaft werden beispielsweise in seinem Film "It was related to me" (2011) aufgenommen und anhand des Verhältnisses zweier Brüder und ihrem Eintritt in das Erwachsenenalter auf sensible Weise festgehalten und mit einem feinen Gespür für kulturelle Besonderheiten wiedergegeben. Das (fiktive) Porträt verknüpft Fotografie und Bewegt-Bild mit einer visuell überzeugenden Bildsprache, die sich der Ästhetik alter VHS/Camcorder-Aufnahmen bedient und mit abrupten Sprüngen und Wiederholungen einen eigenwilligen filmischen Rhythmus entwickelt. Als weitere Bedeutungsebene setzt Shawky Hassan traditionelle ägyptische Märchenerzählungen ein, die auf subtile Art und Weise das Gezeigte kommentieren und dem Film eine metaphorische Qualität verleihen. In seinen weiteren Arbeiten befasst sich der unter anderem mit Themen wie Queerness in der ägyptischen Gesellschaft. Die Jury hat insbesondere die klare künstlerische Handschrift Mohammed Shawky Hassans überzeugt, die von inhaltlicher und formaler Stringenz geprägt ist. Seine aufmerksame Beobachtungsgabe von zwischenmenschlichen Beziehungen und deren Inszenierung innerhalb des filmischen Mediums zeugt von einer sensiblen Wahrnehmung, die mittels des asynchronen Einsatzes von Bild, Text und Musik eine ganz eigene, poetische Kraft entwickelt. (Sergey Harutoonian)

Oft werden Ani Schulzes Werke als Konstellationen oder Ökosysteme bezeichnet. Die unterschiedlichen Elemente, die eine Rolle spielen in ihren Arbeiten – Skulpturen, Zeichnungen, Videos, Klang usw. – verbinden sich zu heterogenen, polyphonen Strukturen. Es geht dabei sowohl um die Verschmelzungen, die daraus resultierenden Assoziationen und Transformationen, als auch um das individuelle, eigenständige (physische) Dasein. Die durch Vernetzung –paradoxerweise– verursachte Fragmentierung und die unterschiedlichen Systeme, die auf und in uns, lebende Körper, eine Rolle spielen, sind ein Kernelement ihrer Arbeit. Gerade die Art und Weise, wie Schulze Komplexität, Veränderung, Dystopie und Offenheit in ihrer Arbeit zusammenbringt, macht sie zu einer interessanten Kandidatin, für das Stipendium des Braunschweig Projects-Programms. Ani Schulze studierte an den Kunstakademien in Karlsruhe und Düsseldorf, in Glasgow und an der Städelschule in Frankfurt. (Noor Mertens)

Was sehen wir, wenn wir auf Objekte in einem Museum schauen? Wer blickt und wohin wird der Blick gerichtet? Und welche Implikationen hat das historisch und in einem neo-kolonialen Kontext? Sikarnt Skoolisariyaporns Arbeit hinterfragt das Museum als imperialistische und koloniale Institution und rechnet sie den üblichen ethnographischen Agenten zu. Nicht nur wer blickt, sondern wie dieser Blick durch eine Ausstellungspraxis kanonisiert wird ist eine konstante Frage in ihrem Werk. Die Jury schätzte Skoolisariyaporns Auseinandersetzung mit einer notwendigen Institutionskritik. Insbesondere in Zeiten in denen sich unsere museale Erfahrung als Besucher*in und damit auch die Ausstellungspraxis grundlegend zu verändern scheint, liefert Skoolisariyaporn Reflexionen und Ansätze um die Konstruktion dieser Institutionen zu hinterfragen und ggf. komplett neu zu imaginieren. (Elizabeth Cortinas Hildago)

Im Bereich Klangkunst:

Caterina Gobbi überzeugte die Jury durch ihre sehr erfrischende Herangehensweise, mit der sie performative und installative Formate in Verbindung bringt. Ihre hängenden und stehenden Objekte, die wie Erscheinungen aus dem Alltag wirken, bei denen es sich aber um dekorierte Lautsprecher handelt, sind die Klangquellen ihrer Sounds. Unterstrichen werden diese räumlichen Inszenierungen durch einen akustischen Collagemix aus Sprachkontexten, Rhythmisierungen und musikalischen Adaptionen. (Ulrich Eller)

Das Spektrum der künstlerischen Verfahren von Katharina Hauke ist ein weit gespanntes Netz unterschiedlicher medialer Anwendungen. Sie erscheint als Musikperformerin solistisch und als Mitglied unterschiedlicher Konstellationen in der konzerthaften Vorführung von kinetischen Instrumentarien, die in ihren Funktionen vorgeführt und dabei unter Anwendung von Mikrokontrollern ungewöhnliche Geräusch- und Klangebenen für die Zuhörer*innen eröffnen. Auf besondere Beachtung stieß außerdem ein elektronischer Begleiter am Handgelenk für Spaziergänge, der durch ein akustisches Signal die Richtung weist und damit völlig neue und unbekannte Wege ermöglicht. (Ulrich Eller)

Klangkunst-Stipendiaten*innen im Programm Braunschweig Projects 2019/21:
Da die drei Klangkunst-Stipendiat*innen Sabina Hyoju Ahn (KOR), Erik Ian DeLuca (USA) und Nour Sokhon (LB) aufgrund der Corona-Pandemie nicht anreisen konnten, wurde die Programmlaufzeit bis 2021 verlängert.
Ihre Abschlusspräsentation findet gemeinsam mit den Stipendiat*innen 2020/21 unter dem Titel "What I needed was Imagination ..." vom 27.10. bis 11.11.2021 auf dem Campus der HBK statt.


Zu den Stipendiat*innen

Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:

Natalie Häusler (Verwalterin der Professur Grundlehre Zeichnen, HBK Braunschweig), Elizabeth Cortinas Hildago (Vertreterin der Professur Raumkonzepte, HBK Braunschweig), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover), Dr. Jule Hillgärtner (Leitung Kunstverein Braunschweig), Sergey Harutoonian (Kurator Kunstverein Hannover), Dr. Justin Hoffmann (Leitung Kunstverein Wolfsburg), Noor Mertens (Leitung Kunstverein Langenhagen).

Mitglieder der Jury Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (Professur Freie Kunst/Klangkunst, HBK Braunschweig), Golo Föllmer (Verwalter der Professur Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Thomas Bisitz (Stellv. Bereichsleiter Forschung und Entwicklung, HörTech GmbH Oldenburg), Dr. Linnea Semmerling (Direktorin Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute, Düsseldorf), Markus Steffens (Singuhr Berlin), Dr. Salomé Voegelin (Künstlerin und Autorin, Professorin am MA Sound Arts University of the Arts London/London College of Communication).

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten für den Förderungszeitraum 2019-2021 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

FRAUD: Audrey Samson und Francisco Gallardo aus Kanada und Spanien leben und arbeiten in London (GB). Das Künstlerkollektiv FRAUD hat die Jury durch ihre multidisziplinäre Arbeitsweise überzeugt, die sich mit gegenwärtig dringenden Themen auf eine künstlerisch-wissenschaftlichen Weise auseinandersetzt. Zeit zur intensiven Recherche ist ein wichtiger Faktor für das investigative Vorgehen des Duos, so dass das BS-Projects Stipendium ihnen die Möglichkeit für ein neues Projekt geben wird. Sich zeitgenössischen Aspekten auf kritisch aber konstruktive Weise zu nähern, ohne sich dabei auf eine künstlerische Strategien zu beschränken, ist Teil einer Bewegung der zeitgenössischen Kunst, die ihr Potential in der Praxis sieht. (Christina Lehnert)

Sanggeun Ho lebt in Gyeonggi-do in Korea (KR-Südkorea). Ho Sanggeun, der sich als Künstler Ho Sangun nennt, setzt auf das Einfache und Alltägliche und ihre Geheimnisse. Er fängt mit seinen Farbzeichnungen häufig Szenen ein, die kaum bemerkt werden, aber bemerkenswert sind. Er registriert den unterschiedlichen kulturellen Habitus der Individuen. Ho Sanguen, der in erstaunlicher Klarheit und Präzision Szenen darzustellen vermag, ist stets an den Geschichten anderer Menschen interessiert. Werden sie ihm erzählt, zeichnet er sie auf leere Postkarten und schickt sie nach Vollendung des Werks an den Erzähler zurück. Für Ho Sanggeun ist dies ein Prozess der visuellen Reproduktion. Deshalb trägt ein wichtiges Projekt des koreanischen Künstlers den Titel „Ho Sangun Reproduction Office“. (Dr. Justin Hoffmann)

Bethan Hughes, geboren in Großbritannien, lebt und arbeitet in Berlin (DE) und promovierte in Leeds (GB). Sie arbeitet mit computer-generierten Animationen, Skulpturen, Installationen und verschiedenen Druckverfahren. Hughes interessiert sich für politische, kulturelle, soziologische und sinnliche Verwicklungen in zeitgenössischen Film und Video-Repräsentationen und dafür, wie das biologische und das körperliche Selbstverständnis sich verschränken und unser Leben bestimmen. 2018 gründete sie zusammen mit der Künstlerin Anya Stewart-Maggs die Poor Image Projects. PIP ist eine wandernde Veranstaltungsreihe, in deren Mittelpunkt Film und audiovisuelle Kunst stehen. (Prof. Dr. Andreas Bee)

Der indische Künstler Sajan Mani lebt und arbeitet in Berlin. Sajan Manis intensive performative Arbeit ist eine eingehende Auseinandersetzung mit Fragen sozialer Hierarchien, insbesondere inspiriert durch seine laufenden Forschungen über die Kastenbeziehungen in Südostasien.
Die Jury würdigte die Klarheit seiner Stimme, die Stärke seiner visuellen und performativen Sprache und den Ehrgeiz seines Vorschlags ‘Caste’-astrophe edition Europe, südasiatische und insbesondere Kerala-Diasporen in Deutschland und Europa zu erforschen und zu erkunden, wie sich die Kasten in ihrem sozialen und persönlichen Leben manifestiert haben. "Es ist eine Neuinterpretation der Paradoxien der Metropolen- und Kastendiasporen durch performative Praktiken, die die Narration der dominanten Geschichte herausfordern."(Sajan Mani) (Edit Molnár)

Alina Schmuch lebt und arbeitet in Berlin. Alina Schmuch studierte von 2007 - 09 Freie Kunst an der Kunstakademie Münster und daran anschließend von 2009 - 14 Medienkunst und Fotografie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Ihre künstlerische Arbeit beschäftigt sich mit wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen an das Individuum zu Themen wie beispielsweise Arbeitswelt oder Migration. Hierbei untersucht sie in dokumentarisch-investigativen Filmarbeiten, die im Ausstellungskontext installativ präsentiert erscheinen, die Rolle des Individuums innerhalb sozialer Zusammenhänge. An ihre bisherige Arbeit anknüpfend, möchte Alina Schmuch Innerhalb ihres Stipendiums in Braunschweig ein Projekt mit dem Titel THE FLOATING SELF realisieren. Auch hierbei soll es um die Lebens- und Selbstwahrnehmungsmöglichkeiten des Individuums im Kontext der von unterschiedlichen Entwicklungen
geprägten Gesellschaft gehen. (Barbara Hofmann-Johnson)

Zum e-Portfolio der Stipendiat*innen Bildende Kunst

Zur Abschlusspräsentation

Im Bereich Klangkunst:

Die in Linz lebende koreanische Klangkünstlerin Sabina Hyoju Ahn bewegt sich mit ihren akustischen Transformationen auf der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. So beschäftigt sie sich beispielsweise mit Forschungsmethoden zur Hörbarmachung von Zellkulturen und Mikroorganismen. Dabei werden bioelektrische Signale zur Steuerung von Oszillatoren verwendet, um unterschiedliche akustische Zustände in Gang zu setzen. Die Klänge in ihren Performances und Installationen aus mikrobiellen Echtzeitdaten sind die Grundlage einer außergewöhnlichen Verfahrensweise, bei der die Beobachtung und Nutzung biologischer Vorgänge zu einem außergewöhnlichen audiovisuellen Erlebnis führt. (Prof. Ulrich Eller)

Der amerikanische Klangkünstler Erik DeLuca aus Providence/USA realisiert künstlerisch-konzeptionelle Arbeiten mit Klang, wobei sein inhaltlicher Blickwinkel entscheidend den technischen Ansatz bestimmt. Beispielhaft kann eine konkrete Fragestellung sein wie diese: Was können wir lernen, wenn wir Kunst für Nicht-Menschen schaffen? Aus diesem Gedanken heraus entwickelte der Künstler, angeregt durch das "Voyager Golden Record-Project", die KURT BOX, um mit einem solarbetriebenen Mikrocontroller auf Tiere im Wald zu reagieren und Geräusche in festgelegten Frequenzbereichen zu „hören“ und um dann einen Audio-Sampler mit unterschiedlichen Klangproben zu starten. In ähnlicher Weise konzipiert der Künstler die variablen Möglichkeiten eines EIKI-CD Players, von denen er 21 ersteigerte Exemplare einsetzt, um den spielerischen Zugriff auf 21 CD´s mit jeweils 99 reinen Tönen (auch der Stille) von sechs Sekunden Länge gleichzeitig und parallel im Zufallsverfahren zu Gehör bringt. (Prof. Ulrich Eller)

Für die libanesische Künstlerin Nour Sokhon sind die aktuellen Fragen von Konsum, Urbanität und menschlichen Zusammenlebens die Ausgangspunkte für ihre Filme, Performances und Installationen. Dabei steht die aktuelle
Situation des Libanons im Zentrum Ihrer Betrachtung. So realisierte die Künstlerin in Zusammenarbeit mit anderen Teilnehmer*innen beispielsweise eine interaktive Schattenmalerei zum Thema Plastikmüll um so andere zu
ermutigen, einen veränderten Zugang zu Problemen der Umweltverschmutzung, der Vermüllung und der Verunreinigung von Luft- und Wasser zu finden. In diesem Zusammenhang ist die tägliche urbane
Geräuschbelästigung und deren Auswirkung auf die sozialen Interaktionen der Menschen ebenfalls ein zentrales Thema Ihrer akustischen Interventionen, Performances und Klangproduktionen.
(Prof. Ulrich Eller)

Da die drei Klangkunst-Stipendiat*innen Sabina Hyoju Ahn, Erik DeLuca und Nour Sokhon (LB) aufgrund der Corona-Pandemie nicht anreisen konnten, wurde die Programmlaufzeit bis 2021 verlängert. Ihre Abschlusspräsentation findet gemeinsam mit den Stipendiat*innen 2020/21 unter dem Titel "What I needed was Imagination ..." vom 27.10. bis 11.11.2021 auf dem Campus der HBK statt.

Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:

Prof. Frances Scholz (Professur Freie Kunst/Malerei, HBK Braunschweig), Prof. Raimund Kummer (Professur Freie Kunst / Bildhauerei, HBK Braunschweig), Edit Molnár (Leitung Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Oldenburg), Barbara Hofmann-Johnson (Leitung Museum für Photographie Braunschweig e. V.), Dr. Justin Hoffmann (Leitung Kunstverein Wolfsburg), Christina Lehnert (Kuratorin Portikus, Städelschule Frankfurt), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover).

Mitglieder der Jury Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (Fachgebiet Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Dr. Christoph Metzger (Fachgebiet Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschichte und Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Barbara Barthelmes (Musikwissenschaftlerin und Autorin/Musikredakteurin der Berliner Festspiele), Prof. Jens Brand (Professur für Bildende Kunst, Kunsthochschule Kassel), Thomas Bisitz (Stellv. Bereichsleiter Forschung und Entwicklung, HörTech GmbH Oldenburg), Dr. Salomé Voegelin (Künstlerin und Autorin, Professorin am MA Sound Arts University of the Arts London/London College of Communication), Ingo Schulz (künstl.-wiss. Mitarbeit HBK Braunschweig (AV)), Nikola Pfaff, Referentin MWK.

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten für den Förderungszeitraum 2018-19 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

Die ägyptische Künstlerin Nadia Mounier ElSayed arbeitet mit dem Medium Fotografie sowie Film in singulärer als auch in collaborativer Praxis (in den Gruppen »Cairo Bats« sowie »The Pensive Group«). Insbesondere ihre Beschäftigung mit der Darstellung der Frau im arabischen sowohl öffentlichen als auch privaten Raum sowie der Diffusion von Bildern hat die Jury von ihrer künstlerischen Praxis und politischen Haltung überzeugt.

Die aus Taiwan stammende Künstlerin Rochu Chiu setzt sich seit einigen Jahren intensiv mit den Themen Migration und Kolonisation auseinander. Sie interessiert sich für die Auswirkungen von Modernisierungsprozessen auf das tägliche Leben der Menschen in verschiedenen Ländern. Sie fragt danach, welche Dinge für sie essentiell wichtig sind und welche nicht. Für diese Beschäftigung waren Arbeitsaufenthalte in Senegal und in verschiedenen Staaten Europas und Nordamerikas sehr hilfreich. Mit einprägsamen Text-Bild-Collagen liefert Rochu Chiu Einblicke in ganz unterschiedliche Lebensverhältnisse. Dabei entwickelte sie eine ganz individuelle Bildsprache, die zwischen realistischer Beschreibung und kritischer Interpretation oszilliert. Bisweilen können Chius Bildideen die Ausmaße von Großflächenplakaten annehmen.

Azin Feizabadi überzeugte die Jury mit seiner komplexen gesellschaftskritisch orientierten künstlerischen Arbeit, die medienübergreifend die Bereiche Film, Installationen, partizipatorische Projekte und auch schriftstellerische Aspekte einschließt. Im Rahmen seines 2009 begonnenen fortlaufenden Projektes „A Collective Memory“ hinterfragt Feizabadi in unterschiedlichen Kapiteln historische Ereignisse und politisch gesellschaftliche Strukturen und Bedingungen. In besonderen Inszenierungsformen vermischen diese Reales mit Fiktionalem und hinterfragen das kollektive Gedächtnis und Repräsentationsmodelle für historische Ereignisse und deren Medienvermittlung.

Die indische Künstlerin Nidhi Khurana arbeitet an neuen Formen der Kartographie als Sprachform der Kunst. Im Zentrum steht ihr Handlungsmotiv “Getting lost and beeing found“. Für Braunschweig will sie während ihres Aufenthalts ein Projekt, dass die Parks der Stadt als Gegenstand und Ausgangspunkt ihr Recherche haben wird, realisieren Die Jury war von der Komplexität ihres Arbeitsansatzes, insbesondere von dem Reaktivierung historisch traditioneller Materialien im Kontext der Kartographie angetan.

Liona R. Nyairi aus in Simbabwe lebt und arbeitet in New York. Nyairi überzeugte die Jury durch die Verzweigung von kultureller und politischer Historie, der Geschichte des Kolonialismus‘ ihrer eigenen Heimat Simbabwe, den daraus entstandenen sprachlichen Entwicklungen und Veränderungen in ihren Werken. Ausgehend von historischer Recherche, sind ihre Arbeiten Transformationen dieser Informationen in abstrakte Bilder oder Objekte, welche tatsächliche Bezüge zur Sprache und kulturhistorischen Praktiken beinhalten, durch ihre oft minimale Darstellung aber zu Projektionsflächen werden.

Im Bereich Klangkunst:

Adam Basantas künstlerischer Arbeit untersucht den Vorgang des Hörens und macht die Art und Weise der akustischen Rezeption zum Thema. Dafür entwickelte er unterschiedliche Werktypen, die den Zuhörer in eine aktive Kommunikation und partizipatorische Teilhabe am audiovisuellen Geschehen seiner oft kinetischen Skulpturen und Installationen einbeziehen. Von besonderem Reiz ist dabei die Einfachheit seiner Mittel: gängige und kommerziell erhältliche Objekte, die er in intelligent verschränkten und scheinbar spielerischen Choreografien arrangiert.

Kinda Hassan arbeitet vergleichbar einer Soundesignerin, zeichnet Klänge auf und arbeitet mit ihren unmittelbaren Umgebungen. Angereichert und vermischt mit bedeutungsgeladenen akustischen Fragmenten wie beispielsweise aus Liedern und alten Radiojingels werden so zeitgeschichtliche Vorgänge in politischen Kontexten, wie der Bürgerkrieg im Libanon, assoziierbar. Damit erreicht die Künstlerin eine unmittelbare und intensive Reflektion über Öffentlichkeit und deren Divergenz zwischen dem Feiern des Populären und der kritischen Distanzierung. Die so enthüllten Details von manchen vergessenen Ursprüngen wirken dabei wie Brüche, wie eine intime und veränderte Begegnung mit der eigenen Lebenswirklichkeit.

Jeremy Wiles-Young erarbeitet im künstlerischen Kontext modellhafte Vermittlungsplattformen für die Verwendung digitaler Klangwelten und generell der gestalteten Technologie in unserem westlich geprägten Alltag. Sein Interesse, vor allem an der digitalisierten akustischen Welt und dessen Design inspiriert den Künstler nach Potenzialen, Einflüssen und Veränderungen dieser Technologien zu fragen. Seine künstlerische Praxis ist inspiriert durch die Fragestellung, ob diese Technologien durch Programmierung, Umnutzung und Zurücknahme eine Alternative zu einem anderen und besseren Lebensstil führen kann. Im Feld der Kunst findet er die experimentelle Umgebung für die Herstellung, Speicherung und Weitergabe digitaler Klänge außerhalb einer kommerziellen Verwertung.

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Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:

Prof. Frances Scholz (Professur Freie Kunst / Malerei, HBK Braunschweig), Prof. Raimund Kummer (Professur Freie Kunst / Bildhauerei, HBK Braunschweig), Barbara Hofmann-Johnson (Leitung Museum für Photographie Brausnchweig), Dr. Justin Hoffman (Leitung Kunstverein Wolfsburg), Christina Lehnert (Kuratorin Portikus in Frankfurt am Main), Kathleen Rahn (Leitung Kunstverein Hannover), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover).

Mitglieder der Jury Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (Professur Freie Kunst / Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. phil. Dr. Ing. habil. Christoph Metzger (Professur Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschichte und Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Barbara Barthelmes (Musikwissenschaftlerin und Autorin/Musikredakteurin der Berliner Festspiele), Prof. Jens Brand (Professur für Bildende Kunst, Kunsthochschule Kassel), Sabine Schäfer (Klangkünstlerin, Karlsruhe), Ali Chakav (Videokünstler, Köln), Julia Gypas (Referentin MWK Hannover).

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten für den Förderungszeitraum 2017-18 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

Flaviu Cacoveanu findet in vielfältigen Medien Ausdruck und interessiert sich besonders für Sprache als Ausdrucksmittel. Er bezeichnet sich selbst als „Con&Temporary Artist“ und spielt damit auf das englische Wort für Trickbetrüger („confidence trickster“) und die Konzeptkunst an. Der zweite Begriff „Temporality“ bezieht sich auf die zeitliche Dimension, denn seine Werke beschäftigen sich eher mit Vorgängen als mit Ergebnissen. Temporär sind auch die vielfältigen vorübergehenden Interventionen, die den Kern seiner künstlerischen Praxis bilden. Seine verspielt lässigen, vom Zufall getriebenen und humorvollen Werke entspringen einer tiefen Faszination für das Alltägliche und nehmen Bezug auf Dada und Fluxus.

Um 2000 war Grit Hachmeister von der Riot Grrrl-Bewegung mit ihren Protagonistinnen Le Tigre, Sleater Kinney oder Julie Doucet inspiriert. Ob als Solokünstlerin oder in ihrer Girls Gang “VIP“, alle ihre Arbeiten waren frech, wild, sexy provozierend und exakt den Nerv der Zeit treffend. Witzig und pointiert zeichnet, malt und fotografiert sie seitdem Personen aus ihrem Umfeld genauso wie Fantasiewesen mit drei Brüsten. Objekte und Aktionen gehören ebenfalls zu ihrem weiten Tätigkeitsfeld. In der Bildenden Kunst in Deutschland gab und gibt es kaum Vergleichbares, vielleicht am ehesten die Gruppe Chicks On Speed. Dass diese Haltung bis heute in den Arbeiten von Grit Hachmeister zu spüren ist und nichts an Schärfe verloren hat, ist erfreulich.

In der Türkei studierte Levent Kunt zunächst an der Hacettepe University in Ankara, später dann an der Kunsthochschule Mainz und an der Akademie der Künste in Wien. Levent Kunt untersucht urbane und soziale Strukturen im öffentlichen Raum. Ausgehend von seinen Recherchen entwickelt er Installationen und ortsspezifische künstlerische Eingriffe. Im Stadtraum inszeniert der Künstler absurde Handlungsabläufe. Er verändert bauliche Elemente und veredelt Fundstücke. Er lässt die Öffentlichkeit nicht nur visuell an seiner Kunst teilhaben, sondern bezieht sie auch aktiv mit ein und ermöglicht eine neue Rezeption des jeweiligen Ortes.

Imrich Veber studierte Fotografie an der Silesian Universität in Opava. Die Arbeiten sind das Ergebnis intensiver Beobachtungen von Menschen im städtischen oder ländlichen Umfeld unter den spezifischen Bedingungen des fotografischen Blicks. So gelingt es Veber in fotografischen Langzeitstudien den spröden Charme des alltäglichen Daseins bestimmter Regionen in Tschechien oder der Slowakei einzufangen und in spannungsvolle Bildkompositionen zu übersetzen. Zugleich spiegelt seine Arbeit die Liebe zu Künstlerbüchern wieder, in welchen er die Bezüge von Ästhetik und Alltag, Bedeutendem und Banalen reflektiert. In Braunschweig wird Veber sich auf die Suche nach den Eigenheiten und dem Lebensstil eines multikulturell geprägten Deutschlands begeben und seine Eindrücke fotografisch installativ umsetzen.

Ira Konyukhova studierte zunächst Physik in Moskau und arbeitete anschließend als Projektmanagerin in einer Moskauer Webdesignfirma. 2009 zog sie nach Deutschland und nahm hier ihr Studium der Bildenden Kunst zunächst in Mainz auf, studierte anschließend in Reykjavik und legte 2017 an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ihre Abschlussprüfung im Studiengang Medienkunst ab. 2013 erhielt sie das Deutschlandstipendium und 2012 den Film- und Medienförderpreis von Rheinland-​Pfalz. Ira Konyukhova arbeitet mit Video, Installation und Fotografie. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit medial vermittelten Bildern, die zwar einen alltäglichen Charakter haben, aber in einem politischen Kontext betrachtet werden. Im Rahmen von BS-Projects wird die Künstlerin am Beispiel des bekannten Pop-Duos T.a.t.u. Phänomene der Popkultur in den 1990er Jahren im jungen Staat Russland untersuchen. 

Im Bereich Klangkunst:

Michal Cáb bewegt sich mit seinen Vorhaben in einem experimentellen elektronischen Feld von unterschiedlichen Aktionsformen der Klangproduktion. Dabei entstehen neben der eigenen Entwicklung von Aufführungsformaten für seine Kompositionen intensive Kooperationsprojekte mit anderen. Von besonderem Interesse ist für Michal Cáb dabei die Entwicklung von digitalen Plattformen als „open–source“ Angebote zur Generierung und Steuerung elektronischen Klangmaterials und dessen möglicher Verräumlichung in mehrkanaligen Wiedergabeverfahren.

Der amerikanische Klangkünstler Mitchell Herrmann überzeugte die Jury durch dessen virtuosen Umgang unterschiedliche inhaltliche Ebenen zu einem stark sensitiven Ausdruck zusammenzubringen. Sowohl seine akustischen Bearbeitung narrativer Inhalte, als auch deren installative Umsetzung zeugen von einer besonderen Sensibilität für die Detailtreue in der audiovisuellen Dramaturgie.

Mit Heiko Wommelsdorf prämiert die Jury einen Klangkünstler der aus dem Kontext raumbezogener Klangkunst agiert. Mit oft minimalen Eingriffen öffnet der Künstler ein überraschend intensives Zuhören für nicht selten einfachste Geräusche. Die besondere Stärke seiner künstlerischen Konzeptionen ist die unmerkliche Lenkung hin zum Hören der sonst im Alltag völlig ausgeblendeten akustischen Realitäten.

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Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:

Prof. Corinna Schnitt (Freie Kunst/ Film- und Videokunst, HBK Braunschweig), Prof. Thomas Rentmeister (Freie Kunst/ Skulptur, HBK Braunschweig), Edit Molnár (Leitung Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Oldenburg), Noor Mertens (Leitung Kunstverein Langenhagen), Dr. Justin Hoffmann (Leitung Kunstverein Wolfsburg), Ute Stuffer (Kuratorin Kunstverein Hannover), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover).

Mitglieder der Jury Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (Freie Kunst/ Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Dr. Christoph Metzger (Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschichte und Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), PD Dr. Golo Föllmer (Privatdozent im Bereich Audiomedien, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Eckhart Liss (Leitung und Geschäftsführung Verein Kunst und Begegnung Hermannshof e.V.), Sabine Schäfer (Klangkünstlerin, Karlsruhe), Ali Chakav (Videokünstler, Köln), Nikola Pfaff (Referentin MWK Hannover).

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten für den Förderungszeitraum 2016-17 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

Die Künstlerin Heather Beardsley beschäftigt sich mit der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Zu den faszinierenden Arbeiten auf diesem Grenzgebiet gehören kleine, an unbekannte Organismen erinnernde Skulpturen. Sämtliche Arbeiten fußen auf einem eigens entwickelten Klassifikationsschema und auf zum Teil absurd anmutenden statistischen Systemen. Für ihren Stipendienaufenthalt hat Heather Beardsley sich vorgenommen, mit Biologen und Museologen des Staatlichen Naturhistorischen Museums in Braunschweig zusammenzuarbeiten, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen künstlerischer und naturwissenschaftlicher Forschung herauszufinden und in einer Ausstellung aufzuzeigen.

Flo Maak befasst sich mit dem digitalen Netzwerk als gesellschaftliche, politische, infrastrukturelle und mediale Struktur. Seine künstlerische Annäherung findet vor allem mittels Video und Fotografie statt. Ihn interessieren Perspektiven und Größenverhältnisse, die für das jeweilige Bildmedium charakteristisch sind: das zentralperspektivische Raster, das den Blick auf die Fotografie prägt, und die Skalierung, die durch den Zoom-Effekt an der Kamera den jeweiligen Bildeindruck vollkommen verändern kann.

Sara-Lena Maierhofer bewegt sich mit ihrer künstlerischen Arbeit zwischen Dokumentation und Fiktion. Auf der Basis journalistischer oder wissenschaftlicher Recherche entwickelt sie visuelle Erzählungen mit einer Vielfalt von fiktiven Perspektiven. Dafür nutzt sie fotografische Reihen, in denen sich die unterschiedlichsten Formen und Gegenstände finden, oft auch in Verbindung mit Video und Skulpturen.

Die Künstlerin Nanna Nordström überzeugte die Jury mit ihren fragilen, poetisch wirkenden Installationen aus einfachen Materialien und Fundobjekten. Für ihr Projekt in Braunschweig plant die Künstlerin eine große Installation, für die sie Tonaufnahmen von alltäglichen Geräuschen sammelt, um sie in einen rhythmischen Dialog mit ihren Skulpturen zu setzen.

Die Künstlerin Anahita Razmi mit iranischen Wurzeln thematisiert in ihren fotografischen und filmischen Arbeiten politische und gesellschaftliche Fragestellungen im Spannungsverhältnis zwischen westlicher und östlicher Kultur. In Anlehnung an die britische Soap-Opera „EastEnders“ wird Razmi in Braunschweig dem Phänomen „Orient“ im Zeitalter der Globalisierung nachspüren.

Im Bereich Klangkunst:

Der Künstler Daniel Henrich beschäftigt sich mit der Vorstellung und Ausarbeitung einer visuellen Musik, also der Lesbarkeit akustischer Prozesse jenseits der traditionellen Notation. Aus diesem Interesse heraus entstand eine ungewöhnliche Reihe von zeichnerischen und objekthaften Arbeiten, die alle repräsentativ für die Verbindung des analysierten Realklangs mit dem Material der Klangentstehung sind.

Chelsea Leventhal überzeugte die Jury durch die Entwicklung unterschiedlicher Installationskonzepte für den Innen- und Außenraum. Dabei gelingt es ihr, durch die besondere Verortung von Klängen stark assoziative Bedeutungszusammenhänge zu wecken. Vor allem im realen Architekturbezug zeigt sich die Qualität ihrer Kunst, die einen neuen und intensiven Dialog im Moment der Wahrnehmung durch die Klänge am Ort entstehen lässt.

Der Künstler Junya Oikawa verfügt über ein außergewöhnliches Repertoire von klangspezifischen Verfahren in seiner künstlerischen Praxis. Bemerkenswert ist dabei der virtuose Umgang mit elektronischen Klangerzeugern, von interaktiven Klangräumen bis zu akustischen Landschaften. Neben seinen installativen Werken experimentiert Oikawa als Instrumentalist mit am Rechner generierten Klängen im Dialog zwischen Gitarre, Computer und Soundprogrammen.

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Jurymitglieder

Im Bereich Bildende Kunst:

Prof. Dr. Andreas Bee (Kunstwissenschaft/ Kunst im Diskurs, HBK Braunschweig), Prof. Björn Dahlem (Grundlehre mit Schwerpunkt Bildhauerei, HBK Braunschweig), Dr. Holger Broeker (Leiter der Sammlung und Ausstellungskurator, Kunstmuseum Wolfsburg), Jule Hillgärtner (Leiterin Kunstverein Braunschweig), Dr. Thomas Niemeyer (Leiter der Städtischen Galerie Nordhorn), Ute Stuffer (Kuratorin Kunstverein Hannover), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover).

Im Bereich Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Christoph Metzger (Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschichte und Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), PD Dr. Golo Föllmer (Privatdozent im Bereich Audiomedien, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Eckhart Liss (Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Vereins Kunst und Begegnung Hermannshof e. V.), Sabine Schäfer (Klangkünstlerin, Karlsruhe), Antje Vowinckel (Klangkünstlerin, Regisseurin und Performerin, Berlin), Dr. Astrid Bernicke (Referentin MWK Hannover).

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten für den Förderungszeitraum 2015-16 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

Die schwedische Künstlerin Sofia Bäcklund überzeugt durch ihre Rauminstallationen mit Objekten aus verschiedensten Materialien, die ebenso vertraut wie fremdartig wirken. So heterogen die Objekte auf den ersten Blick wirken mögen, so stark ist doch der Bezug zueinander, der durch die korrespondierenden Farben wie auch durch die Anordnung der Dinge im Raum auf ebenso humorvolle wie subtile Weise hergestellt wird.

Patrycja German stellt mit eindrucksvoller Konsequenz ihren eigenen Körper in das Zentrum ihrer ebenso sinnlichen wie drastischen Performances. Mit analytischem Blick und Humor blickt sie auf die historischen Positionen der Body Art. Im Rahmen ihres Stipendienaufenthaltes wird Patrycja German der Frage nachgehen, wie sich ihre zeitbasierte Performance in die (Kunst-)Geschichte einschreiben lässt.

Die sich aus der Malerei entwickelten und in den Raum greifenden Arbeiten von Blas Isasi Gutiérrez überzeugen durch ihre komplexe, freie und gleichzeitig klar strukturierte Form. Spielerisch fließen unterschiedlichste Medien in seine installativen Präsentationen ein. Malerei wird zugleich Objekt und Installation. Klassische Koordinaten des zweidimensionalen Bilds wie Figur und Grund werden dekonstruiert und neu im dreidimensionalen Raum erfahrbar gemacht.

Diana Sirianni zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, klassische Medien, wie Raum, Fotografie und Installationen, auf eigenwillige Art in Beziehung zu setzen und so ihre Grenzen verschwimmen zu lassen. Räume werden gestaltet und dann in Fotografien abgebildet, die durch eine filigrane Schnitttechnik in dreidimensionale Gebilde transformiert werden: Sie addieren sich zu räumlichen Gebilden und werden schließlich fotografiert. Damit kreiert Sirianni eine Ausstellungsgeschichte, deren jeweils letzte Etappe sich bis an die Anfänge zurückverfolgen lässt.

An ein Bachelor-Studium in Wirtschaft an der South Gujarat University schloss Neha Thakar ihren Master in Bildender Kunst/ Malerei an der University of Baroda in Gujarat an. Ihre recherchebasierten und prozessorientierten Projekte gehen aus einer Beschäftigung der Künstlerin mit Vergänglichkeit, Veränderung, Gemeinschaft und Erinnerung hervor. In ihren multimedialen Arbeiten untersucht sie Beziehungen zwischen Gewässern, Kultur und Gesellschaft.

Im Bereich Klangkunst:

Lucas Norer überzeugte die Jury durch seinen zeitbezogenen Kontext, indem er Themenfelder mit historischer und konkret politischer Dimension in das Ausdrucksspektrum der Klangkunst überführt und damit erweitert. Seine intensiven Recherchen und außergewöhnlichen Konzepte sind der Ausgangspunkt für eine Formfindung, die den Inhalten dient und die mediale Möglichkeiten des Audiovisuellen intelligent ausschöpft.

Peter Strickmann untersucht in breit angelegten, theoretischen und praktischen Studien die Klangwelt des Wassers in all seinen Formen der ästhetischen Domestizierung als Brunnen, Springbrunnen, Fontäne und Wasserspiel. Die Jury würdigt besonders seine Leistung, die in der einzigartigen Inszenierung eines kulturhistorischen, technischen und künstlerischen Zusammenhangs dieses Phänomens in den realen Manipulationen von Brunnenanlagen besteht.

Evgenija Wassilew verortet sich mit ihrem Kunstverständnis tief unter den Oberflächen der direkten Information, extrahiert fremde Geräuschwelten und kombiniert auf unterschiedlichen Ebenen bisher unbekannte Zusammenhänge zu einem neuen Wirklichkeitsbezug. Es entstehen ungewöhnliche Einblicke in ein künstlerisches Spektrum von großer poetischer Aufladung, sowohl im Bereich der Komposition als auch in der Verbindung von Klang und Skulptur.

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Jurymitglieder

Im Bereich Bildende Kunst:

Prof. Frances Scholz (Malerei, HBK Braunschweig), Prof. Michael Brynntrup (Film-und Videokunst, HBK Braunschweig), Dr. Justin Hoffmann (Kunstverein Wolfsburg), Dr. Julia Draganovic (Direktorin Kunsthalle Osnabrück), Dr. Holger Broeker (Kunstmuseum Wolfsburg), Dr. Annett Reckert (Leiterin Städtische Galerie Delmenhorst), Veronika Olbrich (Referentin Mwk Hannover).

Im Bereich Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Christoph Metzger (Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Claudia Tittel (Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Kunstkritikerin, Publizistin und Lehrende, UdK Berlin), Dr. Barbara Barthelmes (Musikwissenschaftlerin, Autorin, Musikredakteurin der Berliner Festspiele), Prof. Arnold Dreyblatt (Medienkunst, Muthesius Kunsthochschule Kiel), Hanna Hartmann (Klangkünstlerin Berlin), Dr. Astrid Bernicke (Musikreferentin MWK Hannover).

Jahrgang 2014/15

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten von 2014 - 2015 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

Die Künstlerin Dafni Barbageorgopoulou lebt in Berlin. Sie vereint in ihrer Arbeit eine Vielzahl von Kulturen und hat die Jury durch ihren komplexen, analytischen Ansatz überzeugt. In der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig nutze sie die Möglichkeit, interdisziplinär mit Sound, Performance, Skulptur und Installation zu arbeiten. Der Künstlerin geht es um die Frage, inwiefern sich das Vorbewusste der Musik in Körpererfahrungen, Muster, Notationen und Collagen und letztendlich in Objekte und Raumstrukturen übersetzen lässt.

Matthew Cowan aus Neuseeland ist ein bildender Künstler, der zunächst ein Psychologiestudium absolviert und 2005 einen Master in Fine Art an der University of Northumbria erhalten hat. Cowan setzt sich in vielen seiner Videoarbeiten humorvoll mit Traditionen und Ritualen volkstümlicher Feste auseinander. In Braunschweig hat sich Cowan mit dem Mythos „Schlaraffenland“ auseinandergesetzt und den Zusammenhang zu heutigen Festtraditionen sowie den damit verbundenen Ritualen untersucht. Der Künstler recherchiert gemeinsam mit Stadthistorikern und Bürgern Braunschweigs, um ein neues Videoprojekt zu entwickeln.

In ihrer vielseitigen künstlerischen Arbeit widmet sich die Künstlerin Schirin Kretschmann ästhetischen Forschungen und erkundet die Beziehungen zwischen malerischem Handeln und persönlichem Erfahrungsraum. So lassen sich ihre zeitbezogenen, prozesshaft-malerischen Eingriffe in Räume und Strukturen nicht nur als Grenzerweiterungen eines klassischen Malereibegriffes verstehen, sondern auch als gedankliche und zugleich anschauliche Schärfungen von individueller Wahrnehmung. Dabei verwendet Kretschmann häufig sehr einfache, aus alltäglichem Gebrauch geläufige Materialien wie Eis, Schuhcreme oder Lebensmittelfarbe, mit denen sie ihre künstlerischen Bildwelten in einem direkten und dennoch abstrakten Bezug zur Wirklichkeit hält.

Jana Müller setzt sich in ihren Werken mit dem Spannungsfeld zwischen Lust und Schaulust sowie mit dem Phänomen der Grenzüberschreitung auseinander. Dabei interessiert sie sich für den Bedeutungswandel und die Aufladung von alltäglichen Gegenständen und dokumentarisch wirkenden Fotografien durch Formen der Inszenierung. In ihrem Fokus liegen hierbei Dinge, die im Zusammenhang mit einer Straftat an Bedeutung gewinnen und deshalb zu Beweismaterial werden. Während ihres Stipendiums spürt Müller dem Geheimnisvollen dieser zunächst unscheinbaren Dinge nach.

Im Bereich Klangkunst:

Der japanische Klangkünstler Yutaka Makino stellt die Beziehung von sensorischer, haptischer und räumlicher menschlicher Wahrnehmung in den Mittelpunkt seiner Arbeiten. Dabei bezieht er sich zum Teil auf multisensorische Erkenntnisse aus der Wahrnehmungsforschung . Aus Versuchreihen entwickelt er Konzepte für seine außergewöhnlichen Angebote für neue Erfahrungen und individuelle Erlebnisformen.

Denise Ritter ist eine deutsche Klangkünstlerin, die in der Tradition der „musique concrète“ und vor allem der Aufnahmepraxis des „Fieldrecordings“ ihr klangliches Material erzeugt. Die Ortsbezogenheit des Hörbaren hat in vielen ihrer Klanginstallationen eine herausragende Bedeutung, weil die Authentizität der Geräusche in besonderer Weise sinnstiftend wirkt. Ihr künstlerisches Projekt für Braunschweig überzeugte die Jury besonders: „Small World Wide“ sind zehn wandernde Audiorekorder, die über individuelle Weitergabeverläufe, ausgehend von 10 Personen, irgendwann 10 weltweite konkrete Zielorte erreichen sollen. Die Erarbeitung der tatsächlich erfolgten Routen mit ihren Übergaben und Aufnahmen wird jeweils zu einer klangkünstlerischen Arbeit entwickelt.

Stefan Roigk ist ein Klangkünstler mit einer außergewöhnlich entwickelten, visuellen Formensprache als transformatorisches Prinzip seiner Klang- und Geräuschwelten. Neben seinen Zeichnungen und Klangskulpturen sind es besonders die installativen, auf Räume bezogenen plastischen Arbeiten, die als intensive szenische Dramaturgien starke Wirkung erzeugen. Die dabei genutzten Hörangebote erscheinen real, sind aber dennoch abstrakt, weil sie ohne Entschlüsselung musikalisierbar sind.

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Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:

Prof. Raimund Kummer (Professur Bildhauerei, HBK Braunschweig),
Prof. Corinna Schnitt (Professur Film- und Videokunst, HBK Braunschweig), Dr. Thomas Niemeyer (Leitung Städtische Galerie Nordhorn), Dr. Julia Draganovic (Direktorin Kunsthalle Osnabrück), Hilke Wagner (Direktorin Kunstverein Braunschweig), Dr. Annett Reckert (Leitung Städtische Galerie Delmenhorst), Veronika Olbrich (Referentin Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover).

Mitglieder der Jury Klangkunst:

 Prof. Ulrich Eller (Professur Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. phil. Dr. Ing. habil. Christoph Metzger (Professur Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Claudia Tittel (Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Kunstkritikerin, Publizistin), Julia Gerlach (Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Musik), Stefan Fricke (Musikredakteur Neue Musik, Hessischer Rundfunk Frankfurt), Prof. Peter Kiefer (Professur Neue Musik/ Neue Medien, Johannes Gutenberg Universität Mainz),Dr. Astrid Bernicke (Musikreferentin Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover).

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten von 2013-2014 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

In dem überwiegend filmischen Werk von Adrian Alecu finden sich Erfahrungen mit dem Alltag und der jüngsten Geschichte des Landes wieder. Darin mischen sich autobiographische Erinnerungen mit Fakten und Fiktionen. Er spielt gekonnt mit den Möglichkeiten der Erzählung und der Montage und beweist dabei nicht zuletzt viel Sinn für Ironie und das Absurde.

Die Künstlerin Dima Hourani beeindruckte die Jury durch ihre bemerkenswerten Videoprojekte. Darin reagiert sie auf die politische und kulturelle Situation ihres Heimatlandes Palästina. Das von ihr vorgeschlagene Projekt wird sich mit der Rolle von Zeichen und Symbolen in verschiedenen Kulturen beschäftigen.

Eduardo Sanchez Mayorga beschäftigt sich mit dem Thema Horror. In seinem Schaffen geht er der Frage nach, warum und vor was wir Menschen Angst haben. ,,Es fasziniert mich, auf welche Weise Erfahrungen durch Horrorfilme, Literatur, Theater und Musik in die Kunst übersetzt werden", erklärt der Künstler sein Konzept. Seiner Auffassung nach sind es vor allem die eigenen Assoziationen, die oftmals durch Symbole, Begriffe oder Handlungen freigesetzt werden und so das eigene Bild im Kopf entstehen lassen.

Der Künstler Kevin Schmidt überzeugte die Jury mit seinem vielfältigen Werk zwischen Installation, Film und Fotografie. Mitunter arbeitet Schmidt dabei auch mit performativen Elementen, die Ausgangspunkt seiner Arbeiten sein können. Dabei hinterfragt er immer wieder auch Formen von Inszenierung stiller und bewegter Bilder sowie den Event- oder Spektakelcharakter der Kultur- und Kunstszene.

Ayesha Zulfiqar schafft Installationen und Skulpturen, die westliche Kunstgeschichte mit asiatischer Tradition zu verbinden scheinen. Häufig bezieht sie sich dabei - unter Verwendung von einfachsten, häufig organischen Materialien - auf die Formensprache der Minimal Art und erschien der Jury in ihrem Umgang mit Material und Oberflächen überaus vielversprechend.


Im Bereich Klangkunst:

Mario de Vega inszeniert Prozesse, die mit außergewöhnlichen körperlichen und sinnlichen Konfrontationen einhergehen. Seine künstlerischen Strategien sind dabei so unterschiedlich wie das reale Detonationsgeräusch einer Sprengung zur Abwesenheit des Eigenklangs einer vergrabenen großen Kirchenglocke. Sein Wirkungsfeld erschließt einen kulturellen, sozialen und politischen Kontext, bei dem die gezeigten Objekte und Relikte seiner Aktionen eine andere Rolle der Wahrnehmung beschreiben: Nicht Gegenstände werden gestaltet, sondern deren sich verändernde Betrachtung im Zusammenhang einer oft interventionistischen Entstehung

Joonas Siren überzeugte die Jury durch seine breit angelegte Arbeitsweise und sein ausgeprägtes Interesse an installativen und skulpturalen Lösungen. Die thematische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur und Technik, seine akustischen Bewegtbildbearbeitungen, sowie seine Sprachcollagen abstrahieren dabei die vom Künstler initiierten audio-visuellen Erfahrungen zu einer poetisch verdichteten Form.

Der Komponist und Medienkünstler Leo Hofmann entwickelt außergewöhnliche Bühnen- und Performancestücke aus seiner Stimme, aus Klängen und Gesten. Diese Form des „inszenierten Konzerts“ basiert auf der Nutzung von Körpersensoren zur Steuerung von akustischen Prozessen. Ebenso überzeugte die Jury die Modifikation eines Kopfhörers, der nicht nur einen geschlossenen Hörraum produziert, sondern gleichzeitig die Taktilität eines realen Luftzuges am Ohr spürbar werden lässt. Ein Konzept für die Nahrezeption von Klang, was der Künstler ebenfalls in installativ-raumbezogenen Arbeiten weiterentwickelt.

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Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:

Prof. Raimund Kummer (HBK Braunschweig), Aurelia Mihai (HBK Braunschweig), Dr. Thomas Niemeyer (Leiter Städtische Galerie Nordhorn), Prof. Dr. Susanne Pfleger (Leiterin Städtische Galerie Wolfsburg), Hilke Wagner (Direktorin Kunstverein Braunschweig), Dr. Justin Hoffmann (Direktor Kunstverein Wolfsburg), Veronika Olbrich (Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover).


Mitglieder der Jury Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (HBK Braunschweig), Dr. Christoph Metzger (HBK Braunschweig), Carsten Seiffarth (Leitung singuhr, Berlin), Julia Gerlach (Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Musik), Stefan Fricke (Hessischer Rundfunk), Prof. Peter Kiefer (Johannes Gutenberg Universität Mainz), Dr. Astrid Bernicke (Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover).

Die folgenden Stipendiatinnen und Stipendiaten erhielten von 2012-2013 ein Stipendium des Braunschweig Projects-Programms, der künstlerischen Nachwuchsförderung des Landes Niedersachsen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

In modellhaft geschaffenen Räumen verbindet Sunette Viljoen aus Kapstadt/ Südafrika Auseinandersetzungen mit Raum, Material und Bild und schafft eine komprimierte Intensität, die ihre Arbeit heraushebt.

Ivan Grubanov verfolgt einen zeichnerischen Ansatz, den er aus gesellschaftlichen Zusammenhängen entwickelt. In seiner Arbeit setzt er sich mit Propaganda des Ostblocks auseinander ohne in die Zitierung politischer Floskeln zu verfallen. Seine Narrationen brechen die offizielle Geschichtsschreibung und Monumentalität der Propaganda.

Alltägliche, vertraute Fotografien überführt Laure Cottin Steffanelli durch fast beiläufige Details und Blickwinkel in Bilder, die über die Abbildung hinausweisen und eigene, rätselhafte Erzählungen andeuten. In den atmosphärischen Filmen laufen Text und Bild gegeneinander und evozieren Gefühls- und Erinnerungsbilder.

Miks Mitrevics arbeitet überwiegend im Medium Installation. In seiner Arbeit setzt er sich teilweise mit dem Thema Natur auseinander, in dem er es als Projektionsfläche reflektiert, die zwischen fragilem Element und „idealer Welt“ angelegt ist.

Andrea Faciu widmet sich in ihren Videoarbeiten und Installationen der Sublimierung eingefahrener Prozesse und Handlungen. Dabei geht sie der Frage nach, welche Prozesse in Zeiten der Destabilität und Umformung auf uns einwirken. Ihr nächstes Projekt ist der Auseinandersetzung mit urbanen Strukturen gewidmet. Aktionen, Objekte und Subjektivitäten unterwandern dabei den urbanen Raum wie z. B. Passagen und Unterführungen. Neben der Frage nach der Freiheit und ihren Bedeutungen spielt hier auch der Dialog mit jüngeren Generationen eine zentrale Rolle.

Im Bereich Klangkunst:

Die kanadische Klangkünstlerin Darsha Hewitt überzeugte die Jury durch ihre hintergründige und spielerische Erfindungsgabe. Sie verwandelt bekannte und alltägliche elektronische Geräte zu Klangskulpturen und erschließt damit eine neue Sicht auf obsolet gewordene Gerätschaften der elektronischen Kommunikation. Ihre humorvollen Dramaturgien sind dabei überraschend eindringlich, indem sie Fragen zu unserem Verhältnis zur Technik und zur Schnelllebigkeit der Nutzung aufwirft.

Der in New York lebende Klangkünstler Kabir Carter überzeugte durch seine breit gefächerten Verfahrensweisen im Bereich installativer und performativer Praxis. Sein besonderes Interesse gilt dabei sowohl den raumakustischen Experimenten mit Materialien und Oberflächen, wie auch einer temporären Bespielung urbaner Situationen.

Nuno da Luz aus Portugal entwickelt auf dem historischen Format des Fieldrecordings als Ausgangspunkt eine neue installative Praxis im Umgang mit energetischen Klangwelten. Die Gleichzeitigkeit von Klangentstehung und dessen Hörbarkeit an einem anderen Ort gehört dabei ebenso zum Verfahren des Künstlers wie eine umfangreiche bibliophil-dokumentarische Recherche.

Zur Abschlusspräsentation

Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst:

Prof. Raimund Kummer (Bildhauerei, HBK Braunschweig), Aurelia Mihai (Grundlehre Film/Video, HBK Braunschweig), Dr. Thomas Niemeier (Leiter Städtische Galerie Nordhorn), Prof. Dr. Susanne Pfleger (Leiterin Städtische Galerie Wolfsburg), Hilke Wagner (Direktorin Kunstverein Braunschweig), Dr. Justin Hoffmann (Direktor Kunstverein Wolfsburg), Veronika Olbrich (Referentin MWK Hannover).

Mitglieder der Jury Klangkunst:

Prof. Ulrich Eller (Klangkunst, HBK Braunschweig), Dr. Christoph Metzger (Theorie der Klangkunst, HBK Braunschweig), Carsten Seiffarth (Leiter singuhr Berlin), Julia Gerlach (Berliner Künstlerprogramm des DAAD, Musik), Stefan Fricke (Kurator), Prof. Peter Kiefer (Neue Musik/ Neue Medien, Johannes Gutenberg Universität Mainz), Dr. Astrid Bernicke (Musikreferentin MWK Hannover)

Im April 2011 hat das Land Niedersachsen gemeinsam mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) das Stipendiatenprogramm Braunschweig Projects ausgeschrieben. Aus insgesamt annähernd 200 Bewerbungen aus dem In- und Ausland wurden die folgenden fünf Stipendiaten und Stipendiatinnen für den Bereich Bildende Kunst und die folgenden drei für den Bereich Klangkunst ausgewählt.

Stipendiatinnen und Stipendiaten

Im Bereich Bildende Kunst:

Christine de la Garenne absolvierte ihr Studium der Medienkunst an der Akademie der Bildenden Künste und der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Das Werk, der in Berlin lebenden Medienkünstlerin, kreist um das Phänomen der Wahrnehmung von Wirklichkeit und Inszenierung. In ihren Videoarbeiten erschafft sie spannungsreiche oftmals gegensätzliche Stimmungen durch kaum merkbare Manipulationen von Akustik und Visualität. Diese von ihr geschaffenen vielschichtigen Wahrnehmungsräume zwischen Realität und Irrealität haben die Jury überzeugt.

Felipe Cortes studierte an der National University of Colombia in Bogotá und schloss mit dem Master of Fine Arts ab. Felipe Cortes entwickelt anhand eines Themas konzeptionelle, praktische und theoretische Aspekte von Collage, die wiederum in ein umfassendes Kunstwerk übertragen werden. An einer Residenz in Braunschweig interessiert ihn die Nähe zu Kurt Schwitters, dessen Werke er nach Recherchen und Studien zu seinen Collagen in Beziehung setzt.

Eiko Grimberg studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Joachim Brohm. Seine Fotoarbeiten waren im Kunstraum Noe, Wien, in der Galeria Deposito 14, Madrid, in der University Art Gallery of the University of Irvine, USA 
A3, in 
Open Studios, ISCP, New York, im Recreation Area Büro Spors, Berlin zu sehen. Er erhielt 2006 das 
Arbeitsstipendium des Freistaates Sachsens für Ohio, USA, das 
Atelierstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen am International Studio and Curators Programm (ISCP), New York und das 
Studienstipendium der Rosa Luxemburg Stiftung, Berlin.

Karolin Meunier studierte Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Sie überzeugte die Jury durch ihre reduzierten Videos, Performances und Installationen, in denen sie die Bedingungen von Sprache und Schrift untersucht. Dabei inszeniert sich die Künstlerin selbst als Subjekt vor der Kamera, um das Verhältnis von Öffentlichkeit und Theatralität performativ auszuloten und Denkprozesse sichtbar zu machen.

Robert Stark studierte Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste München. Er erhielt 2009 den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg und das Stipendium der Villa Concordia in Bamberg. Seine Plastiken und Installationen beziehen sich auf Vorbilder der Architektur, die er in der Kunst- und Architekturgeschichte von der Antike bis heute recherchiert, hinsichtlich ihrer Symbolik untersucht und in der eigenen Produktion mit seinen Vorstellungen zu kleinformatigen Objekten auf Sockeln bis hin zu ganzen Rauminstallationen entwickelt.

Im Bereich Klangkunst:

Das in Köln lebende Künstlerpaar Natalie Bewernitz und  Marek Goldowski zeigt durch seine breit aufgestellten künstlerischen Verfahren zwischen Installation, Klangperformance und Audioproduktion ein bemerkenswertes Spektrum künstlerischer Arbeiten mit Klang. Ihre thematischen Bezüge und die qualitativ hoch entwickelte Übersetzung in audiovisuelle Vorgänge überzeugt als förderwürdiger Beitrag zur Klangkunst.


Der aus Hongkong/ China stammende Klangkünstler Edwin Lo Yun Ting vereinigt eine ausdrucksstarke Bildsprache mit beeindruckenden Klängen. Seine Installationen und Filme erscheinen wie Deutungsversuche in eine andere Wirklichkeit hinter der Normalität alltäglicher Handlungen und Erfahrungen in seiner chinesischen Heimat.

Sandra Volny aus Montréal überzeugt die Jury durch ihre außergewöhnlichen künstlerischen Untersuchungen zur akustischen Verortung in gebauten Räumen. In ihre hochpoetischen Realisationen verbindet die Künstlerin unter anderem die veränderten Verhaltensweisen beim Hören als Sichtbarmachung der Wahrnehmung des menschlichen Hörprozesses zu einer eigenständigen dramaturgischen Form.

Zur Abschlusspräsentation

Jurymitglieder

Mitglieder der Jury Bildende Kunst

Prof. Olav Christopher Jenssen (Professur Malerei, HBK BS), Hermann Pitz (Professur Akademie der Künste, München), Eugen Blume (Nationalgalerie, Berlin), Meike Behm (Kunsthalle Lingen), Prof. Mark Lammert (Professur Universität der Künste, Berlin), Dr. Claudia Fritzsche (Museen, Bildende Kunst MWK Hannover).

Mitglieder der Jury Klangkunst

Prof. Ulrich Eller (Professur Klangkunst HBK BS), Bill Fontana (San Francisco), Robin Minard (Weimar), Prof. Arnold Dreyblatt (Professur Muthesius Hochschule Kiel), Lydia Grün (Musikreferentin MWK Hannover, beratend).

Kontakt

Kerstin Dopatka-Durston

Gebäude 14, Raum 117
+49 531 391 9134