„Wir können nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an. Die Kunsthochschule darf keine realitätsferne Blase sein“

Fünf neue Professor*innen konnte die HBK Braunschweig zum Wintersemester 2023/24 berufen. Am Institut für Kunstwissenschaft hat neu Dr. Ursula Ströbele die Professur „Kunstwissenschaft mit dem Schwerpunkt Kunst der Gegenwart“ inne. Am Institut FREIE KUNST lehrt neben Jens Brand, Lutz Braun und  Antje Majewski fortan Nasan Tur.

Mit Prof. Nasan Tur haben wir gesprochen. In einem Interview gibt er Einblicke in seine künstlerische Arbeit und beschreibt, was er mit seinen Student*innen im Wintersemester plant.

„Drei Fragen“ an Prof. Nasan Tur:

Sie wurden zum Wintersemester als Professor in der Freien Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei berufen. In Ihren Arbeiten beschäftigen Sie sich mit gesellschaftlichen Fragestellungen zu politischen und sozialen Themen und der Analyse spezifischer Verhaltensformen und -muster im Kontext von Macht, Gewalt, Unterdrückung und Widerstand.

Wie wird sich Ihr eigener Themenschwerpunkt voraussichtlich auf die Arbeit mit Ihren Studierenden auswirken?

Jede/r Studierende bringt Wissen, Erfahrungen und Fragen mit. Wir als Klasse profitieren davon und setzen uns konstruktiv, aber auch kritisch damit auseinander. Es ist ein ständiges Lernen und Austauschen. Dabei werden auch gesellschaftspolitische Fragen und Realitäten der Gegenwart wie Klassizismus, Rassismus und postkoloniale Verhältnisse, in denen wir uns bewegen, thematisiert. Wir können nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an. Die Kunsthochschule darf keine realitätsferne Blase sein.

An welchen herausragenden Projekten haben Sie bisher gearbeitet und gibt es Ideen oder Vorhaben für künftige Projekte?

Als Künstler bin ich international tätig und habe unter anderem an der documenta 14, der 10. Istanbul Biennale, der 6. Taipei Biennale und an Institutionen wie dem Palais de Tokyo in Paris, dem Maxxi Museum in Rom und dem Hamburger Bahnhof in Berlin teilgenommen.
Derzeit arbeite ich an verschiedenen Projekten, die demnächst in Athen, London, Istanbul und Berlin zu sehen sein werden.

Aktuell sind Ihre Arbeiten in der Berlinischen Galerie I Museum für Moderne Kunst zu sehen. Dafür sind neue Arbeiten entstanden, die sich mit Fragen der Machtausübung und ihrer Legitimation beschäftigen. Können Sie uns etwas mehr zu diesen Werken erzählen?

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Frage „Warum tötet der Mensch?“ Es geht um die inneren Abgründe der Spezies Mensch und die in ihr tief verwurzelte Gewalt. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es nicht um die Jagd an sich. Vielmehr um Macht und die Legitimation von Gewalt. Das Herzstück bildet eine Videoarbeit, die am Ende der Ausstellung platziert ist. Der Weg dorthin führt durch einen choreographierten Erfahrungsraum, in dem die Besucher Macht- und Ohnmachtsverhältnisse am eigenen Leib erfahren können.

Weitere Informationen:
Link zur Ausstellung Nassan Tur 26.5.23 – 1.4.24 Hunted
Link zum Video der Ausstellung
Link zum Podcast rbbKultur: Nasan Tur – Warum töten Menschen?

Das Interview führte Brigitte Kosch, Pressestelle HBK Braunschweig

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